KV 523 Spielstätte Sinngewimmel

KV 523 "Abendempfindung an Laura", F-Dur, Textdichter unbekannt, entstanden Wien 24. Juni 1787.
Dieses Lied ist eines von Mozarts Meisterwerken. Die Tiefe dieses Durs weist auf die Adagios von Beethoven, Mahler, Bruckner hin. Mozart sagt uns hier: „Unsere Welt ist ein Sakrament, und sie ist schön“
Text: Prof. Vassily Lobanov


KV 523, Klavierlied `Abend ist's'
Solisten: Daria Burlak (Gesang), Alevtina Bemert (Klavier)
Aufnahme am 20. Juni 2022 in der Spielstätte Sinngewimmel, Bergisch Gladbach

KV 523, Klavierlied `Abend ist's'



KV 523 Marie-Juchacz-Haus

Abendempfindung ist möglicherweise als Mozarts persönlichste Liedkomposition anzusehen. Die Todesthematik hatte er im Jahre 1787 in einem Brief an seinen Vater so angesprochen: „...da der Tod, genau zu nehmen, der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes!“ Diese Lebenseinstellung spricht aus Mozarts Vertonung des Johann Heinrich Campe zugeschriebenen Gedichtes, ohne eine gewisse Bangigkeit und Wehmut angesichts der Todesahnung zu verleugnen. Der poetische Gedankengang, demzufolge aus des “Mondes Silberglanz” die Todesahnung des ‚lyrischen Ich’ erwächst, aus den Tränen der Freunde über seinen Tod die Perle des Gedenkens, des Mit-Gefühls, der Sympathie im umfassenden Sinne, und dass damit eine Brücke zwischen Lebenden und Gestorbenen entsteht, wird musikalisch so einleuchtend wie berührend umgesetzt durch eine charakteristische fallende Septime, die zuerst im Gesang am Beginn des Liedes („…strahlt – Silberglanz“) erklingt und die gesamte Komposition bis zur „schönsten Perle“ am Ende durchzieht.

KV 523, Klavierlied „Abend ist's“
Solisten: Louiza Bardan (Sopran), Maryana Brodska (Klavier)
Aufnahme am 6. Juli 2021 im Marie-Juchacz-Haus, Essen

KV 523, Klavierlied „Abend ist's“



KV 523 Museum Gunzenhauser

Als „liedlose Zeit“ haben Musikwissenschaftler die Dekaden um 1700 oft charakterisiert. Es ist richtig, dass zu dieser Zeit deutlich weniger Lieder in Schrift und Druck veröffentlicht wurden als zuvor. Die „liederlose Zeit“ war vor allem eine Zeit der Opernarien, das Lied blieb dem Hausgebrauch vorbehalten und wurde in der Mehrzahl auch nicht schriftlich überliefert. Erst mit der Aufklärung wuchs in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch das Liedschaffen einiger Komponisten. Ludwig van Beethovens seiner Missa Solemnis vorangestelltes Motto „Von Herzen – Möge es wieder – Zu Herzen gehen“ darf man auch auf das Liedschaffen von Wolfgang Amadé Mozart anwenden, das deutlich von der Arie unterschieden ist und Sangbarkeit und Schlichtheit der Empfindung in den Vordergrund stellt. Selbstverständlich sind auch manche Lieder zweckgebunden entstanden: Mozart wusste genau um die Wirkungen des bürgerlichen Salons oder die Erhabenheit der Freimaurerversammlungen. „An die Freude“ KV 53 komponierte der 12-jährige Mozart anlässlich der Genesung von einer Krankheit - in diesem ersten von ihm überhaupt erhaltenen Lied entschied sich Mozart noch für eine Generalbassbegleitung. Die anderen Lieder entstammen aus der Wiener Zeit um 1785-87 und legen beredtes Zeugnis ab von Mozarts intensiver Beschäftigung mit dem damals verbreiteten Strophenlied. So ist die „Abendempfindung an Laura“ KV 523 durchkomponiert und durchmisst in jeder Strophe eine neue Tonart, so dass sich viele Stimmungsvarianten in der Melodik ergeben. „Der Zauberer“ KV 472 ist wiederum schlicht und periodisch gehalten, während „Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“ KV 520 fast einen avantgardistischen Weg beschreitet. Hier entsteht in allerknappster Form eine Art Melodram, eine Vokalfantasie mit jähen Kontrasten im Klaviersatz und aufgebrochener Form. Allein diese vier Lieder beweisen die Vielseitigkeit und Meisterschaft Mozarts auch auf einem Gebiet, das heute immer noch erschlossen werden will und zu überraschenden Hörerfahrungen einlädt.
Text: Alexander Keuk


KV 523, Abendempfindung
Solisten: Britta Schwarz (Mezzosopran), Christine Schornsheim (Klavier)
Aufnahme am 22. Mai 2019 im Museum Gunzenhausen, Chemnitz

KV 523, Abendempfindung


KV 523, „Abendempfindung“
Solisten: Pia Sophie Schwarz (Mezzosopran), Ingo Hoesch (Klavier)
Aufnahme am 29. September 2018 in der Mennonitische Gemeinde Krefeld

KV 523, „Abendempfindung“




Die Kraft des Wortes
Solisten: Maria Popa (Mezzosopran), Monika Rydz (Sopran), Hubert Walawski (Tenor), Thea Hummel (Rezitation), Ville Enckelmann (Klavier)
Aufnahme am 6. März 2016 in St. Andreas, Düsseldorf

KV523, Klavierlied, „Abend ist’s, die Sonne ist verschwunden“ - Hubert Walawski