Franz-Danzi-Saal Schwetzingen

Der Chor CANTIAMO aus Ketsch präsentierte seine diesjährige Serenade in der Mozartstadt Schwetzingen. Im ersten Teil des Programms erklangen dann auch Werke des Salzburger Meisters, wie zum Beispiel die beliebten 6 Notturni oder die ein oder andere Opernarie. Der zweite Teil war ganz Johannes Brahms gewidmet. Die bekannten Volksliedbearbeitungen gingen mit Kunstliedern des Komponisten eine reizvolle Kombination ein.

Deutsche Erstaufführung eines Mozartwerkes
Ein ganz besonderer Programmpunkt war sicherlich die Aufführung einer seit 200 Jahren verschollenen Komposition. Die Kantate Per la ricuperata salute di Ofelia [dt. Zur wiederhergestellten Gesundheit der Ofelia] KV 477a wurde 1785 von Lorenzo Da Ponte gedichtet und von Antonio Salieri, Wolfgang Amadeus Mozart und Cornetti vertont. Der Sensationsfund des renommierten Musikwissenschaftlers Dr. Timo Jouko Herrmann zeigt auch, dass Salieri und Mozart einander nicht so spinnefeind waren, sonst hätten sie schließlich nicht gemeinsam an einem Lied für die Primadonna Nancy Storace gearbeitet.

Gäste komplettieren das Programm
Der Chor hatte, wie immer bei seinen Serenaden, Gäste eingeladen, die auch musikalische Beträge beisteuerten. Der Chor Vocal Offspring unter der Leitung von Philipp Schädel war wieder mit von der Partie. Die beiden Chöre verbindet eine lange und gute Zusammenarbeit. Außerdem konnten renommierte Solisten für das Programm gewonnen werden. Die Sopranistin Hiltrud Kuhlmann gewann im vergangenen Jahr den Robert Schumann Wettbewerb in Zwickau. Der Tenor Joshua Whitener ist dem Mannheimer Opernpublikum aus verschiedenen Produktionen wie zum Beispiel jüngst „La Cenerentola“ bekannt. Am Klavier begleitete die vielfach ausgezeichnete Pianistin Christine Rahn aus Speyer.



KV 477a, Kantate
Solisten: Hiltrud Kuhlmann (Sopran), Christine Rahn (Klavier)
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 477a, Kantate, Lascia la greggia, o Fillide (Antonio Salieri)
KV 477a, Kantate, Quell' agnelletto candido (W. A. Mozart)
KV 477a, Kantate, Lascia la greggia, o Fillide (Cornetti)


KV 436, Notturno
Solisten: Christine Rahn (Klavier)
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 436, Notturno, Ecco quel fiero istante


KV 437, Notturno
Solisten: Christine Rahn (Klavier)
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 437, Notturno, Mi lagnerò tacendo


KV 346, Notturno
Solisten: Christine Rahn (Klavier)
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 346, Notturno, Luci care, luci belle


KV 549, Notturno
Solisten: Christine Rahn (Klavier)
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 549, Notturno, Più non si trovano


KV 439, Notturno
Solisten: Christine Rahn (Klavier)
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 439, Notturno, Due pupille amabili


KV 438, Notturno
Solisten: Christine Rahn (Klavier)
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 438, Notturno, Se lontan, ben mio, tu sei


KV 559, Kanon
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 559, Kanon, Difficile lectu mihi mars


KV 561, Kanon
Leitung: Philipp Schädel
Aufnahme am 22. Oktober 2017 im Franz-Danzi-Saal, Kulturzentrum Schwetzingen

KV 561, Kanon, Bona nox, bist a rechta Ox

KV 477a Franz-Danzi-Saal, Schwetzingen

Einführung zum Fund der Kantate Per la ricuperata salute di Ofelia [dt. Zur wiederhergestellten Gesundheit der Ofelia] KV 477a

Es war ein Schock für die Wiener Opernfans: Am Abend des 1. Juni 1785 versagte die Stimme der italienisch-englischen Sängerin Nancy Storace mitten in der Aufführung einer Oper ihres Bruders. Das Publikum war entsetzt. Die Premiere von Antonio Salieris neuem Opus La grotta di Trofonio, in der die Storace die Rolle der Ofelia hätte übernehmen sollen, musste auf den Herbst verlegt werden. Der Kaiser hatte sich bereits auf die Uraufführung in der Sommerfrische in Laxenburg gefreut, jetzt war die Planung komplett durcheinander-gekommen. Erst am 19. September kehrte die Storace wieder auf die Bühne zurück, sehr zur Freude der theaterbegeisterten Wiener. Eine Woche später wurde im Wienerblättchen ein von Lorenzo Da Ponte gedichtetes "italienisches Freudenlied" annonciert, in Musik gesetzt "von den berühmten drey Kapel[l]meistern Salieri, Mozart, und Cornetti". Etwa einen Monat später warb eine weitere Anzeige für dieses Gemeinschaftswerk, danach verlor sich jede Spur der Komposition mit dem Titel Per la ricuperata salute di Ofelia. Bei vielen Mozart-Forschern der neueren Zeit regten sich Zweifel an der Existenz des unter der Nummer 477a ins Köchelverzeichnis aufgenommenen Werkes. 2014 wurde die Komposition in dem vom US-Autoren Dan Smith verfassten Buch 100 THINGS YOU WILL NEVER FIND neben Atlantis, EI Dorado und dem Heiligen Gral in eine Liste berühmter Mythen eingereiht. Genau ein Jahr später führte ein Zufall zur weltweit beachteten Wiederentdeckung des Freudenliedes - und damit auch zu einer grundlegenden Neubewertung der angeblichen Feindschaft zwischen Mozart und Salieri...

Dr. Timo Jouko Herrmann


Noturni - Franz-Danzi-Saal, Schwetzingen

Notturni - Abendgesänge - die Mozart als charmanten Vertreter des galanten Stils auszeichnen. Sie entstanden vermutlich im Haus des Wiener Botanikprofessors Joseph von Jacquin, mit dessen Kindern, Gottfried und Franziska, Mozart eine herzliche Freundschaft verband. Man traf sich abends dort zum Kegeln und Billardspiel, aber auch zum Musizieren, wobei die Damen des Hauses einen ordentlichen Sopran singen konnten, Gottfried den Bariton und Mozart die Mittelstimme, den Mezzosopran.


Hiltrud Kuhlmann

Die vielseitige Sopranistin Hiltrud Kuhlmann studierte in Würzburg bei Cheryl Studer und bei Klesie Kelly-Moog in Köln, wo sie ihr Konzertexamen mit Auszeichnung abschloss. Ihre Gesangsausbildung ergänzte sie zusätzlich mit zahlreichen Meisterkursen, besondere Impulse gaben ihr hierbei Yamina Maamar, Margreet Honig und Brigitte Fassbaender. Hiltrud Kuhlmann ist Preisträgerin nationaler und internationaler Wettbewerbe, darunter der Preis der Berliner Opernhäuser beim Bundeswettbewerb Gesang, sowie der 2. Preis beim Internationalen Robert Schumann Wettbewerb. Sie war Stipendiatin der Justus Hermann Wetzel Gesellschaft der UdK Berlin im Bereich Liedduo, des Richard Wagner Verbandes Köln und der Bundesauswahl Konzerte junger Künstler des Deutschen Musikrats.
Erste Bühnenerfahrungen sammelte sie in Opernproduktionen der HfMT Köln als Mimì in Puccinis La Bohéme, als Gretel in Humperdincks Hänsel und Gretel und als Maria in Kreneks Diktator. Gastengagements führten die Sopranistin bisher an die Bühnen der Oper Halle, an das Mainfrankentheater Würzburg, ans Theater Trier und die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf. Hiltrud Kuhlmann gastierte bei verschiedenen renommierten Festivals, darunter das Richard-Strauss-Festival, das Internationale Literaturfest - lit.cologne, das düsseldorf festival!, das Asphalt Festival Düsseldorf und das Festival für Europäische Kirchenmusik. In den letzten beiden Spielzeiten war sie als Bühnenmusikerin an den Schauspielhäusern in Düsseldorf und Leipzig zu erleben.


Christine Rahn

Die Pianistin Christine Rahn ist als versierte Kammermusikerin und Liedbegleiterin bekannt und geschätzt. Sie wird für ihren guten Klangsinn, sowie ihre große Flexibilität im Zusammenspiel mit ihren Partnern hoch gelobt.
Christine Rahn studierte an den Musikhochschulen Karlsruhe und Hannover sowie am Conservatoire nationale supérieure de musique et de danse in Paris bei Sontraud Speidel, Roland Krüger, Jan Philip Schulze und Anne Le Bozec die Fächer Klavier und Liedgestaltung. Zusätzliche Impulse bekam sie in Meisterkursen u.a. von Tabea Zimmermann, Jörg Widmann, Irwin Gage und – bei der Schubertiade Schwarzenberg 2013 – von Justus Zeyen und Thomas Quasthoff.
Ein Stipendium für das Schubert-Institut in Baden bei Wien gab ihr 2015 die Möglichkeit mit herausragenden Persönlichkeiten wie Elly Ameling, Birgid Steinberger, Helmut Deutsch, Julius Drake, Robert Holl, Rudolf Jansen und Andreas Schmidt zu arbeiten.
Christine Rahn ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe – zuletzt erreichte sie zusammen mit ihrer Duopartnerin, der Sopranistin Hiltrud Kuhlmann, den 2. Preis beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb 2016 in Zwickau. Mit Hiltrud Kuhlmann verbindet sie eine enge künstlerische Zusammenarbeit, die seit der Konzertsaison 2014/15 besteht. Als Stipendiatinnen des Deutschen Musikwettbewerbs 2013 und Mitglieder der 58. Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler begeisterte das Liedduo deutschlandweit ihr Konzertpublikum.
Desweiteren wurde Christine Rahn 2009 mit dem Musikpreis der Werner-Stober-Stiftung ausgezeichnet und war Stipendiatin der Yehudi-Menuhin-Foundation.
2016 gründete sie in ihrer Heimatstadt Calw das Festival Glasperlenspiele Calw – Festival für Liedkunst, das sie auch künstlerisch leitet.


Cantiamo

Cantiamo wurde 1994 in Ketsch gegründet und widmet sich der anspruchsvollen Chormusik verschiedener Stilrichtungen. Das Einzugsgebiet erstreckt sich mittlerweile weit über Ketsch hinaus. Attraktiv ist Cantiamo vor allem für Sängerinnen und Sänger, die anspruchsvolle geistliche und weltliche Musik schätzen. Neben A-cappella-Konzerten veranstaltet Cantiamo größere Konzerte mit oratorischen Werken von Bach, Mozart, Telemann und Purcell. Das Vivaldi-Projekt aus dem Jahr 2015 wurde mit badischen Chorprämie ausgezeichnet.


Vocal Offspring

Vocal offspring wurde 2010 von Philipp Schädel gegründet und hat mittlerweile mehr als 50 Sänger. Die Chormitglieder erhalten auch Stimmbildung und Unterricht in Gehörbildung und Musiktheorie. Das Repertoire umfasst weltliche und geistliche Acappella-Musik aller Epochen und Stilrichtungen. Der Chor ist auch immer wieder mit größeren Projekten zu hören, vor allem gemeinsam mit Cantiamo. In den letzten Jahren erarbeiteten die jungen Sänger Bachs Weihnachtsoratorium, Mendelssohns Sommemachtstraum, Vivaldis Gloria und Dido and Aeneas von Henry Purce11.


Philipp Schädel

Philipp Schädel übernahm schon während des Studiums die Leitung seines ersten Chores und widmet sich seither intensiv der Pflege anspruchsvoller Chormusik.
Cantiamo leitet er seit 2011. Den Chor Vocal offspring gründete er an der Musikschule Hockenheim, an der er auch als Gesanglehrer tätig ist. Er unterrichtet das Fach Chorleitung beim Badischen Chorverband. Seine Gesangausbildung begann er bei den Stuttgarter Hymnuschorknaben und tritt als Solist und Chorsänger im In- und Ausland auf. Er war mehrfach Preisträger beim Wettbewerb Jugend musiziert und Finalist beim Stuttgarter Musikpreis. Seine Studien in Gesang, Ensembleleitung und Musikpädagogik absolvierte er bei Werner Hollweg und Bernd Göpfert an der Musikhochschule Freiburg.
Er sang u.a. bei den Schwetzinger Festspielen, bei den Pfingstfestspielen Baden-Baden, im Stadttheater Freiburg und am Badischen Staatstheater Karlsruhe.