Hotel Schloss Rabenstein, Chemnitz

Das idyllisch am Rand von Chemnitz gelegene Hotel Schloss Rabenstein bot am 21. Mai 2017 den passenden Rahmen für ein Konzert innerhalb des 26. Sächsischen Mozartfestes. Das Motto des Festivals „Mozart und Böhmen“ nahmen die Sopranistin Barbara Christina Steude und das Leipziger CembaloDuo zum Anlass für ein Programm, mit dem sie klangvoll an Mozarts glückliche Zeiten in der Villa Bertramka in Prag und die außergewöhnliche Künstlerfreundschaft mit Josefína Dušková erinnerten.



KV 53, „Freude, Königin der Weisen“
Solisten: Barbara Christina Steude (Gesang), Michaela Hasselt (Cembalo), Hildegard Saretz (Cembalo)
Aufnahme am 21. Mai 2017 im Hotel Schloss Rabenstein, Chemnitz

KV 53, „Freude, Königin der Weisen“


KV 349, Die Zufriedenheit „Was frag ich viel“
Solisten: Barbara Christina Steude (Gesang), Michaela Hasselt (Cembalo), Hildegard Saretz (Cembalo)
Aufnahme am 21. Mai 2017 im Hotel Schloss Rabenstein, Chemnitz

KV 349, Die Zufriedenheit „Was frag ich viel“


KV 391, „Sei du mein Trost“
Solisten: Barbara Christina Steude (Gesang), Michaela Hasselt (Cembalo), Hildegard Saretz (Cembalo)
Aufnahme am 21. Mai 2017 im Hotel Schloss Rabenstein, Chemnitz

KV 391, „Sei du mein Trost“


KV 351, „Komm, liebe Zither“
Solisten: Barbara Christina Steude (Gesang), Michaela Hasselt (Cembalo), Hildegard Saretz (Cembalo)
Aufnahme am 21. Mai 2017 im Hotel Schloss Rabenstein, Chemnitz

KV 351, „Komm, liebe Zither“


KV 505, „Ch'io mi scordi di te?“-“Non temer, amato bene“
Solisten: Barbara Christina Steude (Gesang), Michaela Hasselt (Cembalo), Hildegard Saretz (Cembalo)
Aufnahme am 21. Mai 2017 im Hotel Schloss Rabenstein, Chemnitz

KV 505, „Ch'io mi scordi di te?“-“Non temer, amato bene“


KV 426, Fuge c-Moll für zwei Tasteninstrumente
Solisten: Michaela Hasselt (Cembalo), Hildegard Saretz (Cembalo)
Aufnahme am 21. Mai 2017 im Hotel Schloss Rabenstein, Chemnitz

KV 426, Fuge c-Moll für zwei Tasteninstrumente


KV 472, „Der Zauberer“
Solisten: Barbara Christina Steude (Gesang), Michaela Hasselt (Cembalo), Hildegard Saretz (Cembalo)
Aufnahme am 21. Mai 2017 im Hotel Schloss Rabenstein, Chemnitz

KV 472, „Der Zauberer“



KV 53, 80, 349, 351, 391, 426, 472, 505 Büroland GmbH, Chemnitz

Böhmische Freundschaften
Lieder für Josefína Dušková

Zur Einführung

Wolfgang Amadé Mozart verbrachte glückliche Zeiten in Böhmen. Er erntete besonders in Prag viel Applaus für seine Musik, wo seine Opern ab 1783 regelmäßig aufgeführt wurden. Ein besonderer Erfolg war "Die Hochzeit des Figaro", die im Dezember 1786 in Prag erstmals gegeben wurde. Mozart wurde daraufhin eingeladen, die Oper im Gräflich Nostitzschen Theater, dem heutigen Ständetheater, selbst zu dirigieren und besuchte Prag im Januar 1787 - nach Wien nahm er den Auftrag für eine neue Oper, den "Don Giovanni" mit. In Prag lebt das Ehepaar Dušek auf der so genannten Prager Kleinseite südwestlich der Altstadt, in Smichov, auf einer Sommerresidenz. Josefína Dušková (1754-1824) - oft auch in der Literatur mit dem deutschen Namen Josefa Duschek beschrieben - ist Sängerin, ihr Mann František Xaver Dušek (Franz Xaver Duschek, 1731-1799) Komponist und Pianist.

"Josefína Dušková wurde auch die "Prager Gabrielli" genannt. Gabrielli war zu der Zeit eine sehr berühmte italienische Primadonna. Josefinas Stimme wurde mit dieser Sängerin verglichen. Es musste eine außerordentlich dunkle Stimme gewesen sein, und sie war in der Lage, sehr hohe Töne zu singen. Dies geht daraus hervor, dass sie Arien wie "Bella mia fiamma, adio" oder "Ah, perfido" singen konnte. Man kann sich ganz gut vorstellen, dass sie die Rolle der Dona Anna in Don Giovanni hätte singen können, aber genauso gut auch z. B. die Königin der Nacht in der Zauberflöte." (Ivan Ruml in einer Sendung über Josefína Dušková für Radio Prag, 2004)

Josefína Dušková war aber auch die Sopranistin der ersten Prager Aufführung von Haydns "Jahreszeiten" 1801. Nach dem Tod ihres Mannes lebte sie zurückgezogen, die Kosten für die Behandlungen ihres an Wassersucht gestorbenen Gatten hatten sie auch vermutlich um ihr Vermögen gebracht - die Dušeks waren eine angesehene, aristokratische Familie und besaßen außerhalb von Prag Grund und Boden. Die Freundschaft zwischen den Dušeks und Mozart bestand indes schon viel früher als zu Mozarts ersten Reisen nach Böhmen, nämlich schon zu Salzburger Zeiten. Wolfgang Amadé komponierte für die Dušková bereits 1777 die Szene der Andromeda "Ah, lo previdi!" KV 272. Ab seinem zweiten Prag-Aufenthalt im Herbst 1787, wo der "Don Giovanni" von Pasquale Bondinis Theatertruppe am Ständetheater einstudiert wird und zur Uraufführung kommt, ist Mozart Gast der Dušeks in der Sommerresidenz, der Villa Bertramka, die heute noch ein Mozart-Museum ist.

Mozart und Josefína Dušková konzertieren des öfteren gemeinsam, so auch bei Mozarts einzigem Aufenthalt in Dresden und im Leipziger Gewandhaus, wo Mozart am 12. Mai 1789 ein großes Concert gibt. Auf dem gut dreistündigen Programm stehen neben Sinfonien und Konzerten die Arien „Non temer, amato bene" KV 505und "Bella mia fiamma, addio" KV 528. Dass Mozart letztere im Herbst 1787 in Prag für Josefína Dušková geschrieben hat, ist verbürgt, allerdings steht nicht fest, ob es eine Dankbekundung für die Gastfreundschaft in der Villa Bertramka während der Endproben und Erstaufführung des "Don Giovanni" darstellte, oder, wie dem Mozartsohn Carl Thomas zugeschrieben wird, Mozart in der Villa eingeschlossen wurde, weil er die längst versprochene Arie endlich fertigstellen sollte. Mozart soll sich für die böse Tat mit etlichen schwierigen Passagen in der Arie gerächt haben, die Josefína Dušková "prima vista", also vom Blatt gesungen haben soll. Die Arie KV 505, eigentlich als Zusatz für die Oper "Idomeneo" geschrieben, wurde von Nancy Storace, der ersten Susanna in "Die Hochzeit des Figaro" erstmalig gesungen, dabei ist es schon eine Zweitfassung der Arie KV 490, die noch mit Violinbegleitung und für einen Tenor komponiert war. Nun ist die Begleitung fülliger, die Singstimme weitaus virtuoser gefasst. Es ist die einzige Arie im heutigen Konzertprogramm - überliefert ist nicht, welche Stücke Josefína Dušková zu verschiedenen Gelegenheiten noch gesungen hat, es ist aber durchaus denkbar, dass gerade im häuslichen Rahmen auch Mozart-Lieder erklungen sind, zumal Dušeks gemeinsam mit Mozarts Witwe Constanze nach dessen Tod einige Benefizkonzerte in Prag organisiert haben. Mozarts Liedschaffen indes bildet ein eigenes Genre und ist untrennbar im Alltag der damaligen Zeit zu verorten, wenngleich die Gelegenheiten zur Komposition immer andere waren und man sich auch vergegenwärtigen muss, dass ein Lied in wenigen Minuten skizziert und notiert war. Der Geheimrat Franz Bernhard von Keeß berichtet in seinen Erinnerungen, dass Mozart bei häuslichen Abendgesellschaften gebeten wurde, doch ein neues Lied zu komponieren, was dieser auch sogleich umsetzte und die Sängerin am gleichen Abend "mit einer zwar zitternden Stimme sang, doch es wurde enthusiastisch aufgenommen."

In Mozarts Liedschaffen fasziniert gerade die Kunstfertigkeit und Leichtigkeit der Kompositionen, die dem damaligen Ideal des Liedes huldigen, das sich noch nahe am Volkslied und weit entfernt vom romantischen Kunstlied befindet. Ausgerechnet ein in Wien lebender Böhme war es, der Mozart mit seiner bekannten "Sammlung deutscher Lieder" inspiriert haben könnte - Josef Antonín Št?pán (Josef Anton Steffan). Vertont wurden von den Komponisten der damaligen Zeit meist ähnliche Gedichte der Anakreonten, einer Reihe von Dichtern, die einen galanten Poesiestil pflegten. Hier ist etwa "Das Veilchen" KV 476 einzuordnen, übrigens Mozarts wohl einzige Goethe-Vertonung. Sein erstes Lied "An die Freude" KV 53 komponierte der zwölfjährige Mozart als Dank für die Genesung von einer Krankheit, in München entstehen 1781 die Lieder KV 349 "Was frag ich viel nach Geld und Gut" und KV 351 "Komm liebe Zither" - zunächst mit einer Mandolinenbegleitung. Der Text von KV 391 "Sei du mein Trost" ist gar eine Passage aus einem damaligen Erfolgsroman von Johann Timotheus Hermes - ausgerechnet dieses Lied ist aber zu den anspruchsvolleren Kompositionen im Satz und im Dialog zwischen Klavier und Singstimme zu zählen. Neben dem fast wie eine Szene angelegten "Veilchen" gehören die Lieder "Abendempfindung an Laura" und "Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte" zu den wenigen durchkomponierten Strophenliedern, ersteres zeigt sich in einer variativen Andante-Führung, letzteres gibt sich als eher frei phantasierendes Melodram mit scharfer Kontrastierung zwischen Stimme und Klavier. Von Mozarts Gesangs- und Klavierschülern, so etwa von der Schriftstellerin Caroline Pichler (1769-1843) werden die Lieder in zeitgenössischen Dokumenten außerordentlich geschätzt.

Aus dem Umfeld des Salons und des häuslichen Unterrichts, möglicherweise aber auch für den üblichen Selbstgebrauch sind die beiden Klavierwerke Mozarts des heutigen Konzertes zu sehen: Das undatierte Larghetto nebst Allegro Es-Dur dürfte er gemeinsam mit seiner begabtesten Schülerin Josepha von Auernhammer (1758-1820) aufgeführt haben. Hingegen ist die Fuge c-Moll KV 426 nicht dem kompositorischen Tagwerk zuzurechnen - Mozart bearbeitete sie später noch für Streichquartett und fügte eine Adagio-Einleitung hinzu. Strenge und Originalität bestimmen diese Komposition, an deren Ende die Polyphonie in einer monumentalen Steigerung aufgehoben wird. Dass die Fuge im Druck veröffentlicht wurde, als Mozart soeben von Joseph II zum k. k. Kammerkomponisten ernannt wurde, dürfte kein Zufall sein - mit solchem Können waren weitere Meriten zu verdienen.
Für den an den Höfen zu Potsdam und Gotha tätigen, 1778 aber auch in Wien weilenden Komponisten- und Freimaurerkollegen Ji?í Antonín Benda (Georg Anton Benda, 1722-1795) hegte Mozart große Bewunderung. Mozart schrieb aus Mannheim an seinen Vater: "Sie wissen, daß Benda unter den lutherischen Kapellmeistern immer mein Liebling war. Ich liebe diese zwei Werke so (gemeint sind Bendas erfolgreiche Melodramen "Ariadne auf Naxos" und "Medea"), daß ich sie stets bei mir führe." - Bendas Konzert für zwei Cembali und auch die Sonata G-Dur von Dušek sind Bearbeitungen aus der "Königlichen Privat-Musikaliensammlung" Friedrich August III., einem Teil des enormen Notenfundus des Hauses Wettin, der heute in der Sächsischen Landesbibliothek archiviert ist.

Friedrich August ließ einen großen Teil der für die bei Hofe stattfindenden und eher intimen Musizierstunden neu erworbenen Literatur, nicht nur Konzerte, sondern auch Sinfonien und Kammermusik, innerhalb kürzester Zeit von Dresdner Hofmusikern für zwei Cembali bearbeiten und führte sie mit diesen vermutlich nur unter vier Augen auf. Die heute noch aus dieser Bibliothek erhaltenen Bearbeitungen nord- und mitteldeutscher Komponisten, aber auch von Mozart und Haydn bilden ein reizvolles Feld für heutige Aufführungen, um deren Pflege das Leipziger Cembaloduo sich außerordentlich bemüht - ebenso wie um eine lebendige, an historischer Zeit orientierter Aufführungspraxis. In Mozarts Lebenszeit begegnen sich Cembalo und Hammerflügel. Dass beide Instrumente zusammen gespielt wurden, zeigen die Vis-à-vis Instrumente von Johann Andreas Stein aus dem 18. Jahrhundert (Wien). Daher hat sich das Leipziger Cembaloduo für diese selten zu hörende Kombination für diesen Konzertabend entschieden.

Alexander Keuk


Barbara Christina Steude

Barbara Christina Steude wurde in Mühlhausen/Thür. geboren. Sie studierte Kirchenmusik, sowie Gesang und Gesangspädagogik in Dresden bei Kammersängerin Prof.Elisabeth Wilke und besuchte die Liedklasse von Prof. Holzmair am Mozarteum Salzburg. Ihr besonderes Interesse gilt neben der Musikpflege Johann Sebastian Bachs und dem Musiktheater, der vokalen Kammermusik. Das von ihr mitbegründetet Ensemble concerto con voce zeichnet sich durch Programme unterschiedlichster kammermusikalischer Besetzungen aus. Das Spektrum reicht hierbei von der Barockzeit bis hin zur Moderne und freien Improvisation. Sie nimmt regelmäßig solistische Verpflichtungen im Bereich der Kirchenmusik und des Musiktheaters war und arbeitet mit namhaften Dirigenten zusammen. Auslandsgastspiele führten sie u.a. nach Frankreich, Luxemburg, Tschechien, Österreich, der Schweiz und Asien. Ergänzt wird ihr aktives Konzertleben durch die Arbeit als Dozentin im Fach Gesang an der Hochschule für Kirchenmusik in Dresden und der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle.
Zahlreiche CD-Produktionen dokumentieren ihre Arbeit, zuletzt beim Label nca Bella fiamma del mio cor, Musik aus den Gemächern der Sächsischen Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis, eine CD mit italienischen Solokantaten von Giovanni Battista di Ferrandini und Nicola Porpora.

www.barbara-christina-steude.de


Leipziger CembaloDuo

Michaela Hasselt und Hildegard Saretz lernten sich 2003 in einer Cembalo Werksatt kennen. 2008 entdeckten sie die Königliche Musikaliensammlung des sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. Dieser heute zugängliche und dennoch nahezu unbekannte musikalische Schatz gibt faszinierende Einblicke in die Vielfalt der deutschen Musiklandschaft der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die beiden Cembalistinnen machten es sich zur Aufgabe, die handschriftlich vorliegenden Quellen wieder erklingen zu lassen. Das war die Geburtsstunde des Leipziger Cembalo Duos. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine rege Konzerttätigkeit. Sie spielten in den Zentren Alter Musik wie im Händelhaus Halle, im Bachhaus Eisenach, im Bacharchiv Leipzig, im Telemannzentrum Magdeburg und anderen. 2010 gastierten sie beim Pianoforte Festival in Meißen und 2012 beim Mitte-Europa Festival.
Da sich instrumentengeschichtlich im 18. Jahrhundert die Begegnung des Cembalo mit dem Hammerflügel ereignet, entschlossen sich die beiden Künstler zu eben jener selten zu hörenden Instrumentenkombination. 2012 spielten sie bei Rondeau die CD „Der stille Kurfürst“ ein. Im Januar 2015 konzertierte das Leipziger CembaloDuo mit dem Neuen Bachschen Collegium Musicum Leipzig.