Festl. Konzert in St. Pankratius Bergheim

Die Werke des heutigen Programms am Sonntag dem 3. Dezember 2006
Texte: Norbert Keßler

Das Hauptwerk des heutigen Abends ist die Missa brevis F-Dur KV 192 von 1774, meines Erachtens die kostbarste unter den kürzeren Messvertonungen. Um sie herum haben wir der römisch-katholischen Liturgie entsprechend andere Kirchenmusik Mozarts gruppiert, so dass sie die Messe heute nicht, wie gewöhnlich in einem Konzert, am Stück musiziert, sondern eingeordnet in den liturgischen Zusammenhang hören. Wir wollen damit nicht den Eindruck erwecken, wir würden eine Salzburger Messe um das Jahr 1774 hören. Denn die Stücke stammen erstens aus Mozarts gesamter Schaffenszeit - das Te Deum des Dreizehnjährigen von 1769 ist das früheste, das Ave verum aus dem Todesjahr 1791 das späteste Stück -, und zweitens fand im damaligen Salzburg, das durch den aufklärerischen Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo geprägt war, sehr selten eine Kirchenmusik statt, die so reichhaltig alle Anlässe der Liturgie nutzte. Wir wollen aber dem üblichen Konzerteinerlei entgehen und die Stücke in einen Sinnzusammenhang einbetten, für den sie auch geschrieben sind.

Das einzige Werk aus Mozarts Wiener Reifezeit in unserem Programm ist die berühmte Sakramentsmotette Ave verum corpus KV 618, die er im Juni 1791, knapp sechs Monate vor seinem Tod, in Baden bei Wien schrieb, vermutlich für die Fronleichnamsprozession. Größtmögliche Schlichtheit verbindet sich mit höchster Satzkunst zu einem Meisterwerk ersten Ranges, das leider tausendfacher Romantisierung und Verkitschung nicht entging.

Am Schluss unseres Programms steht mit dem Te Deum KV 141 ein Werk des dreizehnjährigen für den Salzburger Dom. Das sich eng an ein Te Deum Michael Haydns anlehnende Stück teilt den umfangreichen Text traditionellerweise in vier Abschnitte und endet mit einer prächtigen Doppelfuge. Im Erstdruck erschien es ohne die originalen vier Trompeten und Pauke nur mit Streicherbegleitung, und so erklingt es auch heute.



KV 67, Sonate für Orgel & Streicher
Orchester: Kammerorchester Rhein Erft
Leitung: Norbert Keßler
Festliches Konzert (Mitschnitt) zum Mozart-Jahr am Sonntag dem 3. Dezember 2006 in der Pfarrkirche St. Pankratius Bergheim-Paffendorf mit dem Kirchenchor St. Gereon Bergheim-Zieverich und der Johann Christian Bach-Akademie
KV 67, Sonate für Orgel & Streicher



KV 192, Messe F-Dur (Missa brevis)
Orchester: Kammerorchester Rhein Erft
Solisten: Christina Müskens (Sopran), Renate Schäkel (Alt), William Mendiberry (Tenor), Mauricio Virgens (Bass), Wolfgang Abendroth (Orgel)
Leitung: Norbert Keßler
Aufnahme in der Kirche St. Pankratius Bergheim-Paffendorf am 3. Dezember 2006
KV 192, Messe F-Dur, Satz 1
KV 192, Messe F-Dur, Satz 2
KV 192, Messe F-Dur, Satz 3
KV 192, Messe F-Dur, Satz 4
KV 192, Messe F-Dur, Satz 5
KV 192, Messe F-Dur, Satz 6
KV 192, Messe F-Dur



KV 244, Sonate für Orgel & Streicher F-Dur
Orchester: Kammerorchester Rhein Erft
Leitung: Norbert Keßler
Festliches Konzert (Mitschnitt) zum Mozart-Jahr am Sonntag dem 3. Dezember 2006 in der Pfarrkirche St. Pankratius Bergheim-Paffendorf mit dem Kirchenchor St. Gereon Bergheim-Zieverich und der Johann Christian Bach-Akademie
KV 244, Sonate für Orgel & Streicher F-Dur, Allegro



KV 273, Gradual `Sancta Maria'
Orchester: Kammerorchester Rhein Erft
Solisten: Christina Müskens (Sopran), Renate Schäkel (Alt), William Mendiberry (Tenor), Mauricio Virgens (Bass), Wolfgang Abendroth (Orgel)
Leitung: Norbert Keßler
Festliches Konzert (Mitschnitt) zum Mozart-Jahr am Sonntag dem 3. Dezember 2006 in der Pfarrkirche St. Pankratius Bergheim-Paffendorf mit dem Kirchenchor St. Gereon Bergheim-Zieverich und der Johann Christian Bach-Akademie
KV 273, Gradual `Sancta Maria', Allegro moderato



KV 277, Alma Dei creatoris
Orchester: Kammerorchester Rhein Erft
Solisten: Christina Müskens (Sopran), Renate Schäkel (Alt), William Mendiberry (Tenor), Mauricio Virgens (Bass), Wolfgang Abendroth (Orgel)
Leitung: Norbert Keßler
Festliches Konzert (Mitschnitt) zum Mozart-Jahr am Sonntag dem 3. Dezember 2006 in der Pfarrkirche St. Pankratius Bergheim-Paffendorf mit dem Kirchenchor St. Gereon Bergheim-Zieverich und der Johann Christian Bach-Akademie
KV 277, Alma Dei creatoris, Allegro



KV 321, `Vesperae de Dominica' C-Dur
Orchester: Kammerorchester Rhein Erft
Leitung: Norbert Keßler
Aufnahme in der Kirche St. Pankratius Bergheim-Paffendorf am 3. Dezember 2006
KV 321, `Vesperae de Dominica' C-Dur



KV 328, Sonate für Orgel & Steicher C-Dur
Orchester: Kammerorchester Rhein Erft
Leitung: Norbert Keßler
Festliches Konzert (Mitschnitt) zum Mozart-Jahr am Sonntag dem 3. Dezember 2006 in der Pfarrkirche St. Pankratius Bergheim-Paffendorf mit dem Kirchenchor St. Gereon Bergheim-Zieverich und der Johann Christian Bach-Akademie
KV 328, Sonate für Orgel & Steicher C-Dur



KV 618, Motette `Ave, verum corpus'
Orchester: Kammerorchester Rhein Erft
Leitung: Norbert Keßler
Festliches Konzert (Mitschnitt) zum Mozart-Jahr am Sonntag dem 3. Dezember 2006 in der Pfarrkirche St. Pankratius Bergheim-Paffendorf mit dem Kirchenchor St. Gereon Bergheim-Zieverich und der Johann Christian Bach-Akademie
KV 618, Motette `Ave, verum corpus', Adagio

Mauricio Virgens (Bariton)

Der brasilianische Bariton Mauricio Virgens begann seine gesangliche Ausbildung 1994 an der staatlichen Musikhochschule seiner Heimatstadt. Er absolvierte Gesangsstudien bei Martin Krasnenko (Köln) und Turid Karlsen (Oslo/ Berlin) und nahm erste Partien am Teatro Castro Alves, Salvador da Bahia, wahr.
Seit 2000 lebt er in Köln und setzte bei dem Tenor Werner Compes (Düsseldorf) seine Gesangs-Ausbildung fort. Er arbeitet mit dem Pianisten und Dirigenten Paul MacAlindin in zahlreichen Konzerten zusammen.
Mauricio Virgens war 2003 Preisträger beim Schloss Rheinsberg Gesangswettbewerbes und 2006 beim Internationalen Opernsänger-Wettbewerb des Center for Contemporary Opera in New York. 2008 wird er in der Carnegie Hall in New York auftreten.
An der Jungen Kammeroper Köln singt Mauricio Virgens derzeit Papageno (Zauberflöte), Don Alfonso (Cosi fan tutte) und Pluto (Orpheus in der Unterwelt).

Renate Schäkel (Mezzosopran)

Renate Schäkel, geboren 1969, erhielt ihre sängerische Ausbildung u.a. bei Barbara Pfeffer in Essen. Neben einer intensiven Chorarbeit bei Peter Neumann (Kölner Kammerchor), Reinhard Goebel und Max Ciolek (KölnerVokalEnsemble) sowie Romano Giefer (Canzonetta Köln) bildete sie sich in Meisterkursen u.a. bei Kurt Widmer, Ingeborg Danz, Arthur Janzen und Judith Janzen weiter. Renate Schäkel arbeitet als Musiktherapeutin und -pädagogin in Grevenbroich, Rommerskirchen und Köln.

Christina Müskens (Sopran)

Christina Müskens studiert an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf bei Prof. Michaela Krämer Gesang und ist Stipendiatin der LMN-Stiftung. Sie nahm an Meisterkursen bei Kurt Widmer und Julie Kaufmann teil.
Gastverträge führten sie an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf und an das Schauspielhaus Düsseldorf. Im Rahmen des Düsseldorfer Schumann-Festivals wirkte sie bei Kammerkonzerten mit. Konzerttätigkeit im Köln-Düsseldorfer Raum.

KV 192 Bergheim St. Gereon

Die Missa brevis F-Dur KV 192 komponierte Mozart im Jahr 1774 für den Salzburger Dom, höchstwahrscheinlich für einen ganz normalen Sonntag. Der Chor wird nur von Streichern begleitet, die Aufgaben der Solisten sind auf kleinere Ensemble-Einwürfe zurückgedrängt. Mozart scheint die formalen Beschränkungen, die ihm auferlegt waren, als Aufgabe betrachtet zu haben, zu möglichst kreativen und interessanten Ergebnissen zu kommen. In der F-Dur-Messe ist die kontrapunktische Durchdringung besonders auffällig und reichhaltig. Für ausgedehnte Fugen war kein Platz, dennoch bringt er drei Fugati (Gloria- und Credo-Schluss sowie Osanna) unter. Von besonderer Machart ist das Credo, das durchgehend auf dem berühmten Vier-Ton-Motiv basiert, das Mozart schon in seiner ersten Sinfonie, aber auch in seiner großen Credo-Messe von 1776 und noch in seiner letzten Sinfonie, der Jupiter-Sinfonie, verwendete. Es durchzieht den ganzen Satz und ist besonders bei den immer wieder wiederholten „Credo“-Einwürfen, die der Messe den Beinamen „Kleine Credo-Messe“ verliehen haben, eingesetzt.

KV 244/328/67 Bergheim St. Pankratius

Die Kirchensonaten Mozarts sind sämtlich Epistel-Sonaten, d.h. sie wurden im Salzburger Dom nach der Epistel, der neutestamentlichen Lesung, anstelle eines Vokalstückes musiziert. Wir haben sie neben dieser liturgischen Stelle auch als Vorspiel und als Instrumentalstück zur Communio eingesetzt. Bewusst haben wir drei Kirchensonaten aus ganz verschiedenen Zeiträumen ausgesucht, mit KV 67 die früheste überhaupt von 1772, übrigens die einzige in langsamem Tempo, mit KV 244 eine aus Mozarts mittlerer Kirchenmusikperiode von 1776 und mit KV 328 die vorletzte aus dem Jahr 1779.

KV 321 Bergheim St. Gereon

Außer dem Cibavit eos KV 46, das heute eher zu den nicht originalen Mozart-Werken gerechnet wird, ist uns von Mozart kein Introitus erhalten. Da jeder Introitus auch Psalmverse enthält, haben wir an diese Stelle eine Psalmvertonung aus seiner ersten Vesper gesetzt, das Laudate pueri aus den Vesperae de Dominica KV 321 aus dem Jahr 1779. Traditionsgemäß wird dieser Vesperpsalm im stile antico vertont. Alfred Einstein schreibt, dass niemand Mozart kenne, der nicht solche Stücke von ihm kennt. „Ein Chorsatz von vollendet motettenhaftem Charakter, mit strengem Kanon a cappella beginnend, dann freier und freier strömend.

KV 273 u 277 Bergheim St. Pankratius

Das Graduale Sancta Maria KV 273 und das Offertorium Alma Dei creatoris KV 277 sind zwei Schwesterwerke aus dem Jahre 1777, zwei Marienmotetten, beide nur streicherbegleitet, schlicht und innig, beinahe kindlich die Mutter Gottes verehrend und anrufend.