KV 622 Kulturhalle Dußlingen

Den Anfang des Konzertes macht ein Stück, das nicht der Gattung der Serenade zuzuordnen ist, aber eine der jungen Protagonistinnen der Wiener Klassik in den Vordergrund stellt. Erst zu Mozarts Zeiten war die Klarinette in ihrer Entwicklung so weit vorangebracht, dass sich alle Register des im Vergleich zu anderen Blasinstrumenten ungewöhnlich großen Tonumfangs ausgewogen spielen ließen. Seit dem 18. Jahrhundert hat die Klarinette eine herausragende Funktion in vielerlei Besetzungen, nicht zuletzt als Melodieinstrument in Militärmusik und sinfonischer Blasmusik.
Das einzige Klarinettenkonzert Mozarts ist gleichzeitig auch das letzte Solokonzert, das dieser vollendete. Es wurde im Herbst 1791, etwa einen Monat vor seinem Tod, fertiggestellt. Bemerkenswert ist die Entstehungsgeschichte des Stückes, das Mozart ursprünglich für die großen Geschwister der heute geläufigen Klarinette – Bassetthorn und Bassettklarinette – komponierte. Dies hatte zur Folge, dass einige Abschnitte für die sich durchsetzende A-Klarinette zu tief waren und die betreffenden Stellen schon wenige Jahre nach Mozarts Tod umgeschrieben werden mussten, um das Stück zur Aufführung bringen zu können.
Im ersten Satz präsentiert sich das Orchester in kammermusikalischer Manier mit einer erhabenen Exposition, bis die Soloklarinette die vorgestellten Themen auf virtuose Art aufgreift und weiterführt. Im zweiten Soloeinsatz erhält der Satz eine melancholische Note durch einen Schwenk nach Moll. Beweis für die kompositorische Reife eines Spätwerks ist die kanonische Verarbeitung des Hauptthemas im Orchestertutti, die an mehreren Stellen zum Vorschein tritt. Im Verlaufe des Satzes greift der Komponist alle Möglichkeiten der Klarinette auf, die in chromatischen Passagen und Dreiklangsbrechungen alle Register ausschöpfen und mit feiner Dynamik verschiedene Klangfarben zeigen darf.
Der zweite Satz präsentiert sich in einer dreiteiligen Liedform mit lyrischer Schönheit und ist durch die Verwendung in Film und Fernsehen zu einem der bekanntesten Stücke Mozarts geworden. Das Wechselspiel aus Solist und Orchester zeigt die ganze Tiefe des Satzes.
Gerade in diesem Satz versteht es Mozart meisterhaft, die Vorzüge des Klarinettenklangs zur Geltung zu bringen. Durch raffinierte Lagenwechsel entsteht zeitweise der Höreindruck, es müsse sich um mehr als ein Soloinstrument auf der Bühne handeln. Der erneute Eintritt des ersten musikalischen Themas glänzt mit besonderer Ruhe.
Der Allegro-Schlusssatz tritt unvermittelt mit der stolzen Leichtigkeit seines 6/8-Takts ein. Die Rondoform bietet in gleichem Maß Platz für den kurzweilig-tänzerischen Charakter des Satzes und die harmonische Arbeit, die wie im ersten Satz prominente Passagen auch in Moll zeigt und dem Schlusssatz die nötige Tiefe zugesteht, um die vorhergehenden Sätze gebührend abzurunden und das Konzert dem Ende zuzuführen, nicht ohne allerdings den Solisten in der Coda noch ein letztes Mal zu musikalischen Höchstleistungen anzuspornen.


KV 622, Klarinettenkonzert A-Dur
Orchester: Das Benefizorchester
Solist: Jonathan Groß (Klarinette)
Leitung: Moritz Tempel
Aufnahme am 30. Juli 2022 in der Kulturhalle Dußlingen

KV 622, Klarinettenkonzert A-Dur
KV 622, Klarinettenkonzert A-Dur, Allegro
KV 622, Klarinettenkonzert A-Dur, Adagio
KV 622, Klarinettenkonzert A-Dur, Rondo: Allegro



KV 622 Theater Ansbach

Mozarts Klarinettenkonzert ist eines seiner letzten vollendeten Werke. Geschrieben hat er es ursprünglich für seinen Freund, den Klarinettisten Anton Stadler. Heute hat es jeder Solist von Rang und Namen im Repertoire. Aber auch außerhalb des Konzertsaals wird die Musik mit Begeisterung eingesetzt. Es gibt wohl kaum eine Musik, die in so vielen anrührenden Filmszenen vorkommt wie das Thema aus dem zweiten Satz. Mozart geht im zweiten Satz des Klarinettenkonzerts mit dem musikalischen Material äußerst sparsam um – Schlichtheit als Kompositionsprinzip: Eine scheinbar einfache Melodie, der Satz angelegt in schlichter, dreiteiliger Liedform. Auffallend ist auch die Besetzung des Konzerts: Die Bläsergruppe besteht nur aus Flöten, Fagotten und Hörnern. Oboen und Klarinetten spart Mozart aus und verschafft so der Solo-Klarinette ein leichtes Durchkommen. Zudem sind Celli und Kontrabässe voneinander getrennt und die Kontrabässe werden sehr sparsam eingesetzt. Das lichtet den Orchestersatz und macht ihn durchsichtig.

KV 622, Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur
Orchester: Ensemble D`Accord
Solist: Jorge Mario Uribe (Klarinette)
Aufnahme am 31. Dezember 2019 im Theater Ansbach

KV 622, Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur, Adagio



KV 622 Leverkusen Städtischer Chor

Klarinettenkonzert: Mozart schrieb sein letztes Instrumentalkonzert 1791 für einen Freund, den virtuosen Klarinettisten Anton Stadler. 1789 als Konzert in G-Dur für Bassetthorn begonnen (eine dunkel und sehr weich klingende Altklarinette, die er u.a. in „Titus“ und „Zauberflöte“ zu wunderbarer Wirkung brachte), erfuhr es 1791 seine Vollendung als das vorliegende wunderbare Konzert für Klarinette in A-Dur, genauer gesagt für eine in der Tiefe um 4 Töne erweiterte sogenannte „Bassettklarinette“. Der weiche, bindende Ton der Klarinetten unterscheidet wesentlich den Klang des klassischen Orchesters vom barocken „Spaltklang“. Mozart, der sie seit „Idomeneo“ in all seinen Opern einsetzte, war ihr Meister. Niemand verstand so wie er, ihre zahllosen Farben und dynamischen Schattierungsmöglichkeiten auszunutzen - ohne jede Exhibition von Virtuosität (Alfred Einstein).
Robert Levin verglich Mozarts Konzerte mit seinen Opern- und Konzertarien. „Auf beiden Gebieten zeigt sich Mozarts Genialität in der Charakterzeichnung. Er bringt virtuose Elemente mit den Erfordernissen dramatischer Expressivität in Einklang. Beides entfaltet sich in einem herrlichen Melodienreichtum, einer fließenden rhythmischen Tonsprache und einem dichten Gewebe orchestraler Strukturen.“ In der Tat fehlt dem zweiten Satz nichts als der Text, um eine Arie zu sein.
Helmut Breidenstein

KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
Orchester: Mitglieder des Bundesjugendorchesters
Solisten: Tilo Fahrner (Klarinette)
Leitung: Helmut Breidenstein
Live-Konzert des Städtischen Chores Leverkusen in der Friedenskirche Leverkusen Schlebusch am 1.12.2002
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Allegro
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Adagio
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Rondo Allegro




2KV 622 Langenfeld Erlöserkirche

Mozart schrieb das Klarinetten-Konzert in A-Dur KV 622 im Oktober 1791 - im September desselben Jahres war die Uraufführung der "Zauberflöte", am 5.Dezember 1791 ist Mozart gestorben. Vermutlich hat Mozart dieses Klarinettenkonzert für Anton Stadler (1753-1812) geschrieben. Anton Stadler und sein Bruder Johann waren in Wien angesehene Musiker auf der Klarinette und auf dem Bassetthorn. Eine zeitgenössische Kritik lobte ihn: „Hätt's nicht gedacht, dass ein Klarinet menschliche Stimme so täuschend nachahmen könnte." Das Klarinetten-Konzert KV 622 erregt bei Musikliebhabern und Klarinettisten seit Jahren die Gemüter, wenn es darum geht, die Besetzung und den Urtext der Komposition zu definieren. So ist es heutzutage schon fast ein Sakrileg, Konzert (und Quintett) nicht auf der Bassettklarinette zu spielen. Mozart hat das Konzert wohl für eine Klarinette komponiert, die - wie es ein zeitgenössischer Kommentar vermerkt - "unten bis ins c geht".
Text: Volker Raettig

KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
Orchester: Prager Philharmoniker KSO
Solisten: Hyunjung Kim (Klarinette)
Leitung: Eunkyung Changkim
Live-Mitschnitt vom Konzert in der Erlöserkirche Langenfeld Hardt am 27.02.2005
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Allegro
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Adagio
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Rondo Allegro






KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
Orchester: Deutsches Kammerorchester
Solisten: Kerstin Grötsch (Klarinette)
Leitung: Bettina Strübel
Aufnahme in der Kath. Kirche St. Johannes Baptist, Leichlingen am 12.11.2006
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Allegro
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Adagio
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Rondo, Allegro




KV 622 Berg. Gladbach, Ratssaal Bensberg

W. A. Mozart, Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622 Nur ein paar Monate vor dem Tod des Komponisten vollendet, stellt Mozarts Klarinettenkonzert ein echtes Phänomen dar, vor allem aufgrund seines Charakters: aus des Schöpfers Feder, der damals schon in großer Not lebte und gesundheitlich wie auch geistig erheblich litt, ist ein Werk unglaublicher Lebensfreude und so warmer Gefühle entstanden. Kaum zu glauben, dass im gleichen Zeitraum die Arbeit am „Requiem“ im Gange war, und um so wunderbarer ist Mozarts ewiges Streben nach dem Feinen, Himmlischen und Hellen.

Das Klarinettenkonzert, Mozarts Freund – dem berühmten Klarinettisten Anton Stadler gewidmet, ist als typisches dreisätziges Instrumentalconcerto angelegt.
Der erste Satz (Allegro) wird mit der Exposition des thematischen Hauptmaterials im Orchester eröffnet. In der fein und klar gestalteten Partitur kommt kein einziges Instrument ungemekt vor, sei es länger ausgestreckte Themen oder kürzere Motiven: jedes Register, jede Klangfarbe tritt sehr markant hervor, wodurch der Orchesterpart wie von innen erleuchtet. Auf eine Kontrastgestaltung der Themen (Hauptthema und Seitenthema) verzichtet Mozart: die beiden Themen sind lyrisch und gesangsvoll, „mit langem Atem“, und ergänzen einander charakterlich. Und die Klarinette – die Seele dieser Komposition. Wenn sie zum Einsatz kommt, findet sofort eine breite Emotionspalette Ausdruck, und man hört kein Instrument als solches, sondern eine menschliche Stimme, als hätte sich Mozart selbst hier zu Wort gemeldet: er lacht, lächelt, freut sich, ist aber teils melancholisch und in sich vertieft. Manchmal tritt in der Musik ausgeprägte Dramatik hervor: diese Momente sind einzeln, aber um so eindrucksvoller erklingen diese Episoden, die Mozarts Lebensfreude für einige Momente quasi überschatten.
Zu einer intimen, höchst persönlichen Aussage wird der zweite Satz (Adagio). Die Innigkeit dieser Musik lässt sich kaum verbal beschreiben und wirkt eher unmittelbar und spricht menschliche Sinne direkt an. Bereits von Anfang an beginnt die Klarinette mit dem Thema, und diese Stimme schwebt, umgeben von den zart begleitenden Streichinstrumenten. Aus dem Solo entwickelt sich ein Dialog, es bildet sich allmählich eine emotionale und dynamische Steigerung, an deren Höhepunkt von der Klarinette eine feine Kadenz gestaltet wird. Die letzten Töne des Satzes klingen in voller Ruhe aus und lassen ihren in der Stille noch etwas schwebenden Nachklang genießen.
Das brillante Rondo (3. Satz) ist sehr lebendigen Charakters. Es kreist das Refrain-Thema, voller Leichtigkeit, im Wechsel mit mehr oder minder kontrastreichen Episoden. Man erlebt unterschiedliche Stimmungen – mal freudig, mal melancholisch, mal aufschwungsvoll, mal wieder nachdenklich. Die Klarinette und das Orchester ergänzen sich bei diesem sich permanent bewegenden Charakterspiel, die Melodien sind voller Originalität – etwas tänzerisch und gesangsvoll, durch kurze Pausen unterbrochen und als lange Linien aufgebaut. Der unaufhaltbare Schwung der Energie steigert sich, die glänzenden Läufe in der Klarinette werden fein, aber wohl entschlossen und ausdrucksvoll vom Orchester ergänzt, und in einem strahlenden Tutti endet das ganze Werke – trotz aller unglücklichen Lebensumstände scheint sich Mozart über den Alltag erhoben und die absolute seelische Einigung mit dem Universum erreicht zu haben.

KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
Orchester: Kammerorchester Bergisch Gladbach e.V.
Solisten: Senne Coomans (Klarinette)
Leitung: Dr. Roman Salyutov
Aufnahme am 26. Januar 2014, Bergisch Gladbach, Ratssaal Bensberg
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur




KV 622 Stephanssaal Karlsruhe

Mozarts Klarinettenkonzert imponiert nicht etwa mit brillanter Virtuosität, sondern mit einer besonderen Tiefe des Ausdrucks. Es ist eines seiner letzten vollendeten Werke und sein letztes Solokonzert - nur etwa zwei Monate vor Mozart Tod wurde es im Oktober 1791 vollendet. Der erste Entwurf lag jedoch weiter zurück, im Jahre 1787 komponierte Mozart bereits das Allegro, welches damals in G-Dur stand und für das Bassetthorn geschrieben war. Dieses damals neue Instrument unterscheidet sich von der üblichen Klarinette durch einen größeren Tonumfang in der tiefen Lage. Die beiden anderen Sätze entstanden 1791, die Uraufführung fand noch im Oktober desselben Jahres in Prag statt. Gewidmet ist das Konzert dem mit Mozart befreundeten Klarinettisten Anton Stadler, der auch am Wiener Burgtheater spielte und Solist der Uraufführung war.


KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
Orchester: Junge Philharmonie Karlsruhe
Solist: Moritz Roelcke (Klarinette)
Leitung: Georg Köhler
Aufnahme am 7. November 2016 im Stephanssaal Karlsruhe

KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Allegro
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Adagio
KV 622, Klarinetten-Konzert A-Dur, Rondo Allegro