KV 608 KV 616 Schlosskirche Chemnitz

Wir blättern in Mozarts eigenhändig geführtem Werkverzeichnis und finden bei KV 608 den Eintrag „Ein Orgelstück für eine Uhr“. Mit der Uhr ist ein Musik- automat der damaligen Zeit gemeint, der mit Hilfe eines Uhrwerks in Verbindung mit einer Stiftwalze Orgelpfeifen in sinnvoller Reihenfolge und Zusammenklängen ertönen lassen konnte. Mozart war nicht so sehr angetan von diesen Flötenuhren mit ihren „kindischen Pfeifchen“, doch die insgesamt drei Stücke für dieses Instrument entstanden vor allem aus finanzieller Not und er komponierte insgesamt drei Stücke, die Automaten im Auftrag von Graf Joseph von Deym, der unter dem Namen „Joseph Müller“ die Müllerische Kunstsammlung am Stockameisenplatz (Stock-im-Eisen-Platz) betrieb.
Im Juli 1790 erwarb Deym einen Ausstellungsraum in der Wiener Himmelpfortgasse, in dem er ein Mausoleum für den kurz zuvor verstorbenen großen österreichischen Feldherrn Gideon Ernst Freiherr von Loudon errichtete. Das Mausoleum sollte zu einem Publikumsmagneten werden, und um den Eindruck der Schaustellung zu erhöhen, sollten von einem Orgelautomaten Trauermusiken gespielt werden. Erhalten ist von diesen originalen Musiken nichts mehr, allerdings erkannten Mozarts Zeitgenossen offenbar den Wert der Kompositionen und fertigten sich Abschriften davon an. So fand sich eine Abschrift der Fantasie f-Moll auch bei Ludwig van Beethoven.
Die vierhändige Fassung für das Klavier scheint geeignet, den Gehalt der Musik in neuer Klangfarbe abzubilden, eventuell denke man sich die damaligen „Flötenpfeifchen“ hinzu, um eine Ahnung zu bekommen, wie die Musik damals im Tandladen auf dem Spieluhrenbord geklungen haben musste. Während im Andante F-Dur KV 616 die quirlige Ornamentik – vorgetragen von Flötenregistern – im Vordergrund steht, zeichnet die Fantasie f-Moll KV 608 wahre Größe, dichte Kontrapunktik und Dramatik aus. Hoch virtuose Spielfiguren wie Terztriller und wilde Pedalläufe zeugen von der Unspielbarkeit ganz im Sinne eines Automaten und stellen heute reizvolle Herausforderungen für jeden Konzertorganisten dar.
Und wenn das Andante zufällig an die „Zauberflöte“ und die Flötenmelodien des Papageno erinnern sollte, sind Sie auf der richtigen Spur – das Stück entstand 1791 während der Arbeit an der Oper …

Text: Alexander Keuk


KV 616, Andante für eine kleine Mechanische Orgel F-Dur
Solisten: Markus und Pacal Kaufmann (Orgel)
Aufnahme am 18. Oktober 2020 in der Schlosskirche Chemnitz

KV 616, Andante für eine kleine Mechanische Orgel F-Dur



KV 616 St. Andreas Düsseldorf

Mozart's Andante F-Dur, KV616 ist eine Auftragskomposition und gehört zu den drei Orgelwerken, die Mozart "für ein Orgelwerk in eine Uhr", also für ein mechanisches Instrument, die wie eine Drehorgel mittels Walzen kleine Pfeifen zum Klingen brachte.
Das kammermusikalische Werk in Rondoform zeigt so auch in den verschiedenen Variantionen die mechanische Geläufigkeit einer Spieluhr.


KV 616, Andante in F-Dur
Solist: Vincent Dubois (Orgel)
Aufnahme am 18. Oktober 2015 in der Kirche St. Andreas, Düsseldorf

KV 616, Andante in F-Dur