KV 312 Schloss Paežeriu dvaras

Im Falle dieser beiden Werke handelt es sich um unvollendete Sonaten, von denen also nur die Kopfsätze überliefert worden sind. Es ist immer interessant, zu verstehen, was dem Abbruch des Komponierens zugrunde liegt, es sei denn, der Abbruch ist durch den Tod des Autors bedingt (s. "Requiem" KV 626). Häufig ist es so, dass der Komponist mit dem Zwischenresultat nicht zufrieden ist und der Fortsetzung der Arbeit einen Abbruch vorzieht. Ein Fortführungspotential wäre also nicht vorhanden, weswegen ein Neustart erforderlich ist. Manchmal ist die Situation aber etwas anders, und zwar, dass die Idee des Werkes ihre vollkommende Verkörperung bereits im ersten Satz (oder in zwei ersten Sätzen - s. Schuberts Unvollendete Sinfonie h-Moll) findet, sodass eine weitere Entfaltung nicht mehr nötig ist - alles ist schon gesagt, ausgedrückt worden. Auf Mozarts Werke KV 312 und KV 400 trifft aber weder das Erste, noch das Zweite wirklich zu: Einerseits ist das thematische Material der beiden Kompositionen - wenn man es mit seinen anderen Klaviersonaten vergleicht - in der Tat nicht so frisch und markant, wie üblich. Andererseits gibt es bei Mozart andere, ähnlich weniger individuelle Werke, die er aber zu Ende komponiert hat und die mehr oder weniger "Nebenstücke" gelten. In diesem Falle scheint Mozart an diesen Kompositionen irgendwie das Interesse verloren zu haben, was seiner Abkehr von ihnen zugrunde liegt. Nichtsdestoweniger sind diese Stücke kennenlernenswert und können im Kontext seiner anderen kleineren Werke sehr gut untergebracht bzw. aufgeführt werden.



KV 312, Allegro einer Klavier-Sonate g-Moll
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 25. Mai 2018 in Schloss Paežeriu dvaras, Paezeriai (Litauen)

KV 312, Allegro einer Klavier-Sonate g-Moll