Rathaussaal Hohenstein-Ernstthal

„Faszination Mozart“ war das Motto des Sächsischen Mozartfestes 2015, in dessen Rahmen am 20. Mai auch ein Konzert im Rathaussaal Hohenstein-Ernstthal stattfand. Das trio sostenuto brachte u. a. das „Kegelstatt-Trio“ in der Fassung für Klarinette, Violoncello und Klavier KV 498 zu Gehör.



KV 498, Terzett Es-Dur "Kegelstatt-Trio"
Solisten: Christian Wettin (Klarinette), Martin Jantzen (Violoncello), Richard Röbel (Klavier)
Aufnahme am 20. Mai 2015 im Rathaussaal Hohenstein-Ernstthal

KV 498, Terzett Es-Dur "Kegelstatt-Trio"
KV 498, Terzett Es-Dur "Kegelstatt-Trio", Andante
KV 498, Terzett Es-Dur "Kegelstatt-Trio", Menuetto - Trio
KV 498, Terzett Es-Dur "Kegelstatt-Trio", Rondeaux: Allegretto

KV 498 Rathaussaal Hohenstein-Ernstthal

Das Trio Es-Dur KV 498 soll 1786 für eine musikalische Soiree bei den Jacquins entstanden sein. Die ausgefallene Besetzung mit Klavier, Klarinette und Viola legt zumindest eine Aufführung im privaten Kreis nahe. Am Klavier saß Franziska Jacquin, Klarinette blies Anton Stadler (für den Mozart später die großartigen Klarinettenwerke komponierte), der Komponist selbst spielte Bratsche. Nicht nur in der Besetzung, sondern auch im Satzbau hebt sich das Werk von den anderen Klaviertrios mit deren typischen Tempo-Folge ‚schnell – langsam – schnell’ ab. In keinem anderen Trio setzte Mozart zudem seine Idee gleichberechtigter, virtuos schwärmender, im Ausdruck ungezügelter Stimmen so deutlich um. Nicht ohne Grund zählt dieses Trio zu Mozarts beliebtesten Kammermusiken. Auch in leicht modifizierter Besetzung – ein Violoncello ersetzt die Bratsche – entfaltet es seine Anmut.
Die Bezeichnung „Kegelstatt-Trio“ entspringt einer Anekdote. Mozart hatte nach eigener Aussage seine Zwölf Duos für zwei Hörner beim Kegeln geschrieben. Ob dies stimmt und auch das in zeitlicher Nähe 1786 entstandene Trio Es-Dur KV 498 vor solch einer – nicht eben komponierfreundlichen – Geräuschkulisse entstand, bleibt Spekulation.
Text: Karsten Blüthgen



Martin Jantzen

Martin Jantzen wurde 1993 in Tübingen geboren. Er begann seine musikalische Laufbahn bereits mit 5 Jahren auf dem Klavier. Seinen ersten Cellounterricht erhielt er mit 7 Jahren an der Tübinger Musikschule. Ab 2004 war er Schüler von Joseph Hasten, Mitglied im Ensemble “+-12VC” und jährlicher erfolgreicher Teilnehmer bei “Jugend Musiziert”, wo er zahlreiche Preise gewann. Er ist leidenschaftlicher Kammermusiker und besuchte Kurse unter anderem bei Peter Buck und Josef Schwab. Seit Herbst 2012 studiert er an der HfMDK-Frankfurt erst bei Bonian Tian und seit 2013 bei Jan Ickert. Er gewann 2013 ein Stipendium der Peter-Pirazzi-Stiftung und erspielte sich im Frühjahr 2014 das "Siegfried Palm"-Cello der Sinfonima Mannheim. Zuletzt erhielt er im Duo einen Preis beim Lenzweski-Wettbewerb für Neue Musik.


Richard Röbel

Richard Röbel wurde in Karl-Marx-Stadt geborgen. Nach dem Abschluss seines Studiums in den Fächern Kompositon/Musiktheorie/Klavier bei Mark Andre, Manos Tsangaris und John Leigh an der Hochschule für Musik Carl-Maria von Weber Dresden, nahm Richard Röbel ein Studium im Fach historische Tasteninstrumente an der staatlichen Hochschule für Musik Trossingen bei Marieke Spaans, Arthur Schoonderwoerd und Diego Ares auf. Seither beschäftigt er sich intensiv mit den Repertoire für Cembalo sowie Hammerflügel und vertieft sich in die Klangcharakteristiken der verschiedenen Tasteninstrumente.
Als gefragter Kammermusiker und Solist ist er im In- wie Ausland mit zahlreichen Konzerten vertreten. Bereits vor dem Studium war er mehrfacher Preisträger des Bundeswettbewerbes Jugend musiziert und Jugend komponiert und erhielt 2006 das Förderstipendium der Sächsischen Mozart-Gesellschaft e.V. Es folgten 2012 das Deutschlandstipendium der Hochschule für Musik Dresden, 2013 der Förderpreis für junge Komponisten und Musikwissenschaftler sowie 2014 ein zweiter Preis mit dem „trio sostenuto“ beim Hochschulwettberb Felix Mendelssohn Bartholdy.
Er trat als Solist und Kammermusiker bei verschiedenen Konzertreihen (Deutsches Mozartfest, Mendelssohn-Haus Leipzig, Dresdner Zwinger, Donauhallen Donaueschingen und Mozarteum Salzburg) auf und war bei Radioübertragungen im Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur präsent. Konzertreisen führten ihn nach Frankreich, Litauen, Österreich und die Schweiz. Als Komponist wurden seine Werke von „ensemble recherche“, „auditiv vokal“ und der Dresdner Philharmonie aufgeführt. Er arbeitete als Interpret mit bedeutenden zeitgenössischen Komponisten wie Helmut Lachenmann und Wolfgang Rihm zusammen und hob bereits mehr als zwanzig Werke junger Nachwuchskomponisten aus der Taufe.
Wichtige interpretatorische Anregungen im historischen Bereich erhielt Richard Röbel von Anton Steck, Lars-Ulrik Mortensen, Mayumi Hirasaki, Linde Brunmayer-Tutz und Wolfgang Brunner. Auf modernem Flügel nahm er an Meisterkursen mit Peter Lang, Vladimir Stoupel, Kolja Lessing und Richard Röbel 3 Yukiko Sugawara-Lachenmann teil. Er ist Gründungsmitglied des Ensembles „Accorda“, das sich auf historischen Instrumenten den Werken des Barock und der Wiener Klassik widmet.
Seit 2017 unterrichtet Richard Röbel als Dozent für historische und moderne Musiktheorie an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen. Seit März 2020 unterrichtet er auch Alte Musik, Cembalo und Klavier am Robert Schumann Konservatorium Zwickau. Zurzeit studiert er im Master Hammerklavier an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Prof. Christine Schornsheim.


Christian Wettin

Christian Wettin wurde 1989 in Dresden geboren und begann seine musikalische Ausbildung im Dresdner Kreuzchor. Ab 2003 war er Mitglied in verschiedenen Kammermusikensembles und (Landes)Jugendorchestern. Aufgrund seiner erfolgreichen Teilnahme in den Fächern Solo und Kammermusik bei den Bundeswettbewerben „Jugend Musiziert“ zwischen 2005 und 2010 wurde er mehrfach mit Sonderpreisen ausgezeichnet. So wurde er unter anderem im Jahre 2005 Stipendiat der „Deutschen Stiftung Musikleben“. Er nahm an Meisterund Kammermusikkursen unter anderem mit den Professoren Johannes Peitz, Manfred Lindner sowie Sir Colin Davis teil. Seit 2010 studiert er an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden bei Fabian Dirr, Prof. Joachim Klemm und Prof. Hans-Detlef Löchner. Christian Wettin wurde bereits als Aushilfe am Theater Freiberg, Theater Erfurt, den Landesbühnen Sachsen und an der Staatsoper Dresden engagiert. Seit Januar 2015 ist Christian als Praktikant für Klarinette am Mittelsächsischen Theater Freiberg tätig. Konzertreisen führten ihn bereits durch ganz Europa.


trio sostenuto

Der Enthusiasmus für den klangfarblichen Reichtum und das breit gefächerte Repertoire der Besetzung Klarinette (Christian Wettin), Violoncello (Martin Jantzen) und Klavier (Richard Röbel) führte die drei Musiker zusammen. Seit der Gründung des Vorgängerensembles der gleichen Besetzung am Sächsischen Landesgymnasium für Musik im Jahre 2008 erhielten die Musiker unter anderem künstlerische Impulse von Sir Colin Davis, Gunther Anger und Hartmut Sauer. Außerdem ist die ammermusikformation Stipendiat der Stiftung YEHUDI MENUHIN Live Music Now. Seit 2013 widmet sich das Ensemble auch verstärkt der Aufführung Neuer Musik und arbeitete unter anderem mit Wolfgang Rihm zusammen. Für die Einstudierung des zeitgenössischen Repertoires kommt den Mentorschaften von Lucas Fels und Georg Wettin eine zentrale Bedeutung zu. Weiterbildungen erfolgten unter anderem bei den Darmstädter Ferienkursen sowie Worskhops mit ensemble recherche.
Das Ensemble war Preisträger des Bundeswettbewerbes Jugend musiziert und erhielt den zweiten Preis beim Hochschulwettbewerb Felix-Mendelsohn-Bartholdy im Fach Ensemble Neue Musik. Radioübertragungen unter anderem bei MDR Figaro, SWR und Deutschlandfunk sowie zahlreiche Auftritte etwa beim Forum Deutscher Musikhochschulen, Konzertreihen der Sächsischen Mozart- Gesellschaft e.V. oder den Schubertiaden Schnackenburg bürgen für die Qualität des Ensembles. Neben der Pflege des Kernrepertoires ist die Beschäftigung mit selten gespielten Werken seit dem späten 18. Jahrhundert für das Ensemble kennzeichnend. Jene Entdeckerfreude veranlasst die drei Musiker auch immer wieder, mit jungen Komponisten zusammen zu arbeiten und diese bei der Suche nach einer eigenen musikalischen Sprache zu begleiten. Die Ur- und Wiederaufführung aktuellster Werke bildet so das Herzstück der Ensemblearbeit. Die Suche nach einem werkspezifischen Ensembleklang bei zeitgenössischem wie klassischem Repertoire schafft so für den Zuhörer neue Wahrnehmungsräume, bei denen nicht der Interpret, sondern die Musik im Fokus steht.