KV 528 Kreuzkirche Chemnitz

Das Musikerehepaar Dušek kannte Mozart schon aus Salzburger Zeiten, Josefina und František Xaver Dušek waren Freunde und Förderer der Familie Mozart, schon 1777 schrieb Mozart eine Arie für Josefina, später konzertierten Komponist und Sängerin des öfteren gemeinsam, so auch bei Mozarts einzigem Aufenthalt in Dresden 1789 und im Leipziger Gewandhaus. Dass Mozart die Konzertarie "Bella mia fiamma, addio" im Herbst 1787 in Prag für Josefína Dušková geschrieben hat, ist verbürgt, allerdings steht nicht fest, ob es eine Dankbekundung für die Gastfreundschaft in der Villa Bertramka während der Endproben und Erstaufführung des "Don Giovanni" darstellte, oder, wie dem Mozartsohn Carl Thomas zugeschrieben wird, Mozart in der Villa eingeschlossen wurde, weil er die längst versprochene Arie endlich fertigstellen sollte. Mozart soll sich für die böse Tat mit etlichen schwierigen Passagen in der Arie gerächt haben, die Josefína Dušková "prima vista", also vom Blatt gesungen haben soll. Ob diese Mitte des 19. Jahrhunderts in einer Musikzeitung publizierte Geschichte stimmt oder nicht - die Arie ist wahrlich gespickt von einigen chromatischen Bosheiten und Sprüngen, die man natürlich auch in der Textvorlage des Michele Sarcones Festa teatrale "Cerere placata" begründet sehen kann. Die Verzweiflung über das erfolgte Todesurteil nebst Verabschiedung von der Liebsten stellt natürlich eine besondere Affektlage, gar Grenzsituation für den Protagonisten Titano dar, wie sie Mozart des öfteren für seine Konzertarien wählte, zumal das Grausen und Brausen "seiner" Sängerinnen - neben Josefína Dušková auch die häufige Widmungsträgerin Aloysia Weber - eben die besondere Kunstfertigkeit darstellte. Als Besonderheit dieser Arie dient der Verzicht auf ein Dacapo, so dass mit Rezitativ und zweiteiliger Arie eine dreiteilige Steigerungsform entsteht. Interessanterweise steht die Abschiedsszene in C-Dur, von hier aus unternimmt Mozart aber eine affektenreiche Reise durch harmonische Grenzgebiete, die Klage und Traurigkeit unterstreichen. Demgegenüber wirkt der zweite Teil der Arie mit dem neuen Thema der Rache überaus geschlossen und der Ausdruck wird durch nun aufsteigende Melodiefiguren passend gesteigert: "Dieses elende Leben, ich ertrag es nicht länger!"

Alexander Keuk



KV 528, Konzertarie „Bella mia fiamma, addio“
Orchester: Mendelssohn Kammerorchester Leipzig
Solist: Simona Houda-Šaturová (Sopran)
Leitung: Václav Luks
Aufnahme am 12. Mai 2017 in der Kreuzkirche Chemnitz

KV 528, Konzertarie „Bella mia fiamma, addio“