St. Ansgarii

Die Kantorei St. Ansgarii Bremen führte zusammen mit dem Vokalensemble capella ansgarii und dem Norddeutschen Barock-Collegium (Konzertmeisterin: Renate Gentz) Mozarts Große Messe in c-Moll, in der 2017 erschienenen Fassung von Frieder Bernius und Uwe Wolf (hier nicht veröffentlicht), sowie die Kantate „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“ (BWV 22), mit der sich Johann Sebastian Bach um das Thomaskantorat 1723 in Leipzig bewarb, auf. Die c-Moll-Messe entstand etwa 60 Jahre nach der Kantate, zu einer Zeit, in der sich Mozart im Besonderen mit den Werken Bachs auseinandersetzte. Fünf Jahre zuvor (1778), und damit in zeitlicher Nähe zur Messe, schrieb Mozart das Andante in C (KV 315) für Flöte Solo und Orchester. Dieses instrumentale Werk kam ebenfalls zur Aufführung und wurde zwischen Kantate und Messe plaziert.



KV 315, Andante für Flöte & Orchester C-Dur
Orchester: Norddeutsches Barock-Collegium
Solistin: Dorothee Kunst (Flöte)
Leitung: Kai Niko Henke
Aufnahme am 11. März 2018 in der Kirche St. Ansgarii, Bremen

KV 315, Andante für Flöte & Orchester C-Dur


KV 315

Das Andante für Flöte und Orchester entstand mit großer Wahrscheinlichkeit in den ersten Monaten des Jahres 1778, als Mozart auf seiner Durchreise nach Paris in Mannheim weilte. Dort machte er die Bekanntschaft mit dem reichen holländischen Arzt und Liebhaber des Flötenspiels Ferdinand Dejean, für den er „3 kleine, leichte, und kurze Concertln und ein Paar quattro auf die flötte machen“ sollte. Mozart kam diesem Wunsch mit den beiden Flötenkonzerten KV 313 und KV 314 (wobei KV 314 die Adaption seines schon früher komponierten Oboenkonzertes ist) sowie dem Flötenquartett KV 285 nach. Offenbar erschien Dejean der Mittelsatz des Konzertes KV 313 zu „gearbeitet“ und damit zu „schwer“ (nicht in spieltechnischer, sondern in musikalischer Hinsicht), sodass Mozart ihm mit dem Andante KV 315 einen alternativen Satz zur Verfügung stellte. Trotz der größeren Schlichtheit gegenüber dem ursprünglichen Adagio-Satz reiht sich das Andante in seiner feinsinnigen Verbindung von Kantabilität und phantasievoller solistischer Entfaltung ebenbürtig in Mozarts konzertante Werke für Flöte und Orchester ein. Obwohl Mozart von der Flöte sagt, es handele sich um „ein instrument das ich nicht leiden kan“, schrieb er mit diesen Kompositionen einige der wichtigsten und schönsten Werke der gesamten Flötenliteratur.
Text: Frank Christian Aranowski


Dorothee Kunst

Dorothee Kunst studierte Traversflöte, Blockflöte und klassisch-romantische Flöte bei Karl Kaiser, Marten Root, Han Tol, Dan Laurin und Kate Clark an der Akademie für Alte Musik, Hochschule für Künste Bremen und am Koninklijk Conservatorium in Den Haag. Sie ist Mitglied verschiedener Ensembles und Orchester, mit denen sie (auch als Solistin) bei zahlreichen Konzerten, Radio- und CD-Produktionen zu hören ist.

Kantorei St. Ansgarii

Die Kantorei St. Ansgarii wurde am 11. Januar 1957 in der neu gebauten St. Ansgarii-Kirche an der Schwachhauser Heerstraße durch den von 1957 bis 1986 dort wirkenden Kantor und Organisten Prof. Gebhard Kaiser gegründet. Mit seiner Pensionierung im Oktober 1986 wurde Prof. Wolfgang Mielke sein Nachfolger, der im Oktober 2003 erkrankte und drei Monate später verstarb. Die Krankheitsvertretung, sowie die darauf folgende Vakanz- und Interimszeit überbrückte Kai Niko Henke, ein Student Wolfgang Mielkes, der im Juli 2007 zum hauptamtlichen Kantor an St. Ansgarii gewählt wurde.
Die Kantorei St. Ansgarii zählt mit ihren etwa 100 aktiven Sängerinnen und Sängern zu den größten und leistungsstärksten Chören in Bremen. Ihr Repertoire reicht von spätbarocker bis zeitgenössischer Musik (darunter auch die deutsche Uraufführung des Requiems von Joonas Kokkonen). Konzertreisen führte die Kantorei in viele Städte Deutschlands, sowie nach Finnland, Frankreich, die Niederlande, Norwegen, Polen und Schweden.


Kai Niko Henke

Kai Niko Henke erhielt seine kirchenmusikalische Ausbildung in seiner Geburtstadt Northeim bei Kantor Hans-Joachim Braun, sowie bei Kantor Arwed Henking in Göttingen. Das Studium der Kirchenmusik an der Hochschule für Künste Bremen (Chorleitung bei Prof. Friederike Woebcken, Orgelliteraturspiel bei Prof. Tillmann Benfer, Prof. Klaus Eichhorn und Prof. Hans-Ola Ericsson, Orgelimprovisation bei Eckhart Kuper, Prof. Wolfgang Mielke, Prof. Harald Vogel und Christoph Grohmann) schloss er mit dem Diplom „Kirchenmusiker-A“ im April 2006 ab.
In den Jahren 2000 bis 2005 war Kai Niko Henke Chorleiter in Bremen-Grambke und musikalischer Assistent im Knabenchor der Bremer Unser-Lieben-Frauen-Gemeinde. Anschließend wechselte er in die St. Ansgarii Gemeinde Bremen, wo er seit Juli 2007 die Stelle als Kantor und Organist innehat. Von 2009 bis 2015 leitete Henke den Kammerchor pro musica bremen. Seit Oktober 2015 absolviert Kai Niko Henke ein Masterstudium an der Hochschule für Künste in Bremen im Bereich Alte Musik/Basso Continuo. Wesentliche Impulse für die Aufführungspraxis Alter Musik erhielt er durch Prof. Dr. Manfred Cordes, Prof. Klaus Eichhorn, Prof. Detlef Bratschke u.a. Konzertreisen führten ihn nach Dänemark, Frankreich, Norwegen und Polen.