KV 498a ev. Kirche Zum Heilsbrunnen

Das Werk wurde bereits nach dem Tode Mozarts veröffentlicht (1798). Eine Verwirrung um die Autorschaft Mozarts gab es allerdings schon wenige Jahre später, als die Sonate unter Op. 26 dem Thomaskantor August Eberhard Müller (1767-1817) zugeordnet wurde. Diese Frage bleibt bis heute ungelöst, wobei in mehreren Mozart-Ausgaben, darunter auch im Köchel-Verzeichnis, die Komposition als von Mozart behandelt und manchmal auch mit der Nummer 20 (also Sonate Nr. 20) versehen wird. Es ist in der Tat die ungewöhnlichste Mozart-Sonate, vor allem wegen ihres Aufbaus: Die Sonate hat vier Sätze (alle anderen Klaviersonaten Mozarts sind dagegen dreisätzig) und weist somit die Charakteristika eines vollständigen sinfonischen Zyklus auf. In seinen Sinfonien hat Mozart das viersätzige Schema bereits etabliert, sodass sich diese Sonate als ein interessantes Experiment in diese Richtung im Bereich der Klaviermusik sehen lässt. Allegro - Andante - Menuetto/Trio - Rondo – so sieht die Abfolge der Sätze aus. Die mittleren Sätze sind sehr kompakt gehalten, wobei die Außensätze dagegen eine entwickelte Struktur haben. Auch das thematische Material - eigentlich das Merkmal, an dem man Mozart fast immer fehlerfrei erkennt - wirft einige Frage auf. Manche Themen und Überleitungen klingen nicht wirklich typisch nach Mozart: Die melodische und die rhythmische Gestaltung wie teils auch die Form der Klavierfaktur lassen irgendwelche anderen Einflüsse erahnen. Am einfachsten wäre es zu behaupten, dies sei also keine Mozart-Komposition - das würde alle "Unstimmigkeiten" erklären. Aber wenn wir diese Musik auch weiterhin als Mozarts Schöpfung betrachten, müssen wir ihrem Autor auch eine ausgeprägte gestalterische Fantasie zugeben, die zu verschiedenen, manchmal etwas ungewöhnlichen und unerwarteten Resultaten führen kann. So gut wie jeder große Komponist erlebt in seinem Schaffen (relativ) stabile Phasen als auch Übergangsperioden, in denen sich der Stil spürbar wandelt. Auch wenn es nicht zu einem endgültigen Durchbruch in eine neue Sphäre kommt, bleiben solche Experimente immer sehr spannend und jedenfalls wichtig, um die Evolution des kompositorischen Denkens besser zu begreifen. So wäre es auch im Falle dieser Ausnahme-Sonate absolut angebracht.


KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 24. Juni 2018 in der ev. Kirche Zum Heilsbrunnen, Bergisch Gladbach

KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur
KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur, Allegro moderato
KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur, Thema mit Variationen
KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur, Menuetto



KV 498a ev. Pauluskirche Krefeld

Die Klaviersonate in B-Dur, KV 498a ist ein Werk, dass Mozart zugeschrieben wird, aber dessen Echtheit nicht hundertprozentig geklärt ist. Die Sonate wurde 1798 das erste Mal veröffentlicht und wurde eher einem August Eberhard Müller (1767-1817). Dieser lebte und wirkte als Organist, Pianist und Dirigent, aber auch als Rezensent in Magdeburg und Weimar. Er komponierte divese Klavierwerke, darunter auch mehrere Sonaten in B-Dur. Eine davon ist die KV 498a.
Diese Sonate ist viersätzig und folgt dem üblichen Schema „Schnell – langsam (Variationen) – Menuett – Rondo“. In den verschiedenen Sätzen findet man Anlehnungen an andere Mozartwerke. Die Sonate wirkt abgeklärt und bietet wunderbare Musik, gerade der Variationssatz als Ruhepol lädt zum Genießen und Träumen ein. Das Rondo allerdings wirft Fragen auf – auf der einen Seite kommt es unglaublich naiv und unbeschwert daher, auf der anderen Seite überrascht es mit sehr ungewöhnlichen harmonischen Wendungen (Tonart B-Dur, im Mittelteil Modulation nach H-Dur über G-Dur wieder zurück nach B-Dur), die eher auf Beethoven oder einen Carl Maria von Weber deuten. Aber vielleicht gerade deswegen wurde dieses Werk Mozart zugeordnet, da Mozart ja auch als ein sehr innovativer Komponist, der immer – auch in den alten Formen (Sonatenhauptsatzform) – zu überraschen wusste durch besondere Affekte, harmonische Wendungen....
Dieses Besondere an Mozart (immer für eine Überraschung gut) zieht sich durch die drei heute Abend zu hörenden Werke hindurch.