Kreuzkirche Chemnitz

Sie sind zwischen 11 und 20 Jahre alt und spielen schon auf den großen Bühnen und Festivals wie etwa in der Kölner Philharmonie und bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern: Die Orchestermitglieder der Deutschen Streicherphilharmonie sorgen mit ihrer hohen Qualifikation und der Exzellenz ihres Spiels regelmäßig für Erstaunen.
Unter Leitung seines Chefdirigenten Wolfgang Hentrich präsentierte das jüngste Spitzenorchester Deutschlands am 10. Mai 2018 in der Kreuzkirche Chemnitz unter dem Titel „Mozart und Moderne“ Werke von Gustav Mahler („Adagietto“ aus seiner 5. Sinfonie, in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts entstanden), Grazyna Bacewicz („Konzert für Streichorchester“, 1948) und Peteris Vasks („Viatore“, 2001). Für das 27. Sächsische Mozartfest hatten die hochtalentierten Nachwuchstalente außerdem Wolfgang Amadé Mozarts Klavierkonzert KV 449 im musikalischen Gepäck. Gemeinsam mit der lettischen Pianistin Elina Bertina stellten sie damit eindrucksvoll die Bandbreite ihres Konzertrepertoires unter Beweis, das die großen Werke der Streichorchesterliteratur aus allen musikalischen Epochen ebenso wie Raritäten, zu Unrecht vergessene Kabinettstückchen und Zeitgenössisches umfasst.



KV 449, Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur
Orchester: Deutsche Streicherphilharmonie
Solist: Elina Bertina (Klavier)
Leitung: Wolfgang Hentrich
Aufnahme am 10. Mai 2018 in der Kreuzkirche Chemnitz

KV 449, Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur
KV 449, Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur, Allegro vivace
KV 449, Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur, Andantino
KV 449, Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur, Allegro ma non troppo

KV 449 Kreuzkirche Chemnitz

Neben der Begegnung mit dem weltberühmten Komponisten Peteris Vasks war es auch das Musizieren mit dessen Landsfrau Elina Bertina, das die Gastspielreise des jüngsten Spitzenorchesters Deutschlands durch alle drei baltischen Staaten auf besondere Weise prägte. Im musikalischen Gepäck mit dabei war Wolfgang Amadeus Mozarts 14. Klavierkonzert in Es-Dur, KV 449 - das letzte seiner Klavierkonzerte, bei dem er die Bläser „ad libitum“ zu behandeln angibt. Es ist anzunehmen, dass Mozart dieses Konzert, von dem große Teil bereits 1782 geschrieben wurden, für zu schwierig für die Kreise hielt, in denen es aufgeführt werden sollte. So schrieb er zunächst die leichtgewichtigeren Konzerte KV 413, 414 und 415, bevor er zwei Jahre später das 14. vollendete. Weitere 233 Jahre später entstand bei diesem Werk, das eine neue Schaffensphase des künstlerisch gereiften Mozarts in Wien einleitete, im renommierten Konzertsaal von Jurmala/Riga zwischen der jungen lettischen Pianistin Elina Bertina und dem noch jüngeren Streichernachwuchs eine musikalische Symbiose, mit der sie heute Abend auch die Konzertbesucher in der Chemnitzer Kreuzkirche bezaubern werden.

Brigitte Baldes


Elina Bertina

Die lettische Pianistin Elina Bertina begann ihre musikalische Ausbildung an der Musikschule Emils Darzins in Riga, studierte anschließend an der Lettischen Musikakademie und absolvierte ihr Magisterstudium bei Prof. Andrej Osokin. Im Jahr 2005 wurde Elina Bertina mit dem Jahrespreis der Swedbank für junge Künstler ausgezeichnet.
Ein Schweizer Staatsstipendium machte es der jungen Musikerin möglich, ein weiteres Magisterstudium unter der Leitung des französischen Pianisten Prof. Pascal Devoyon zu absolvieren. Ihre musikalische Ausbildung hat Elina Bertina bei zahlreichen Meisterkursen namhafter Musiker, unter anderem bei Mikhail Voskresensky, Daniel Pollack, Ivan Klansky, Irene Russo und Dominique Merlet immer weiter vertieft.
Elina Bertina errang zahlreiche Auszeichnungen und Preise bei internationalen und nationalen Wettbewerben und tritt regelmäßig als Solistin und gefragte Kammermusikerin auf. In enger Zusammenarbeit mit dem Lettischen National-Symphonie-Orchester, Liepaja Symphony Orchestra, Sinfonietta Riga und Olsztyn Philharmonic Orchestra entstanden Aufführungen ihres breitgefächerten Repertoires mit Klavierkonzerten von Beethoven, Chopin, von Weber, Ravel, Britten, Prokofiev, Ligeti, Schnittke und verschiedene Werke lettischer Komponisten wie Karlsons, Zarins, Vitols und anderen. Im Auftrag des lettischen Staatsfernsehens und Rundfunks sind zahlreiche Aufnahmen entstanden, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem herausragenden Dirigenten Andris Poga.
Im Sommer 2017 trat Elina Bertina als Solistin mit der Deutschen Streicherphilharmonie mit großem Erfolg in Lettland unter der Leitung von Prof. Wolfgang Hentrich auf. Diese Zusammenarbeit wird mit Konzerten im deutschsprachigen Raum 2018 fortgesetzt.


Deutsche Streicherphilharmonie

In der Deutschen Streicherphilharmonie, dem jüngsten Bundesauswahlorchester, werden die Spitzentalente unter den Streichinstrumentalisten der Musikschulen vereint. Die jungen Musiker im Alter von 11 bis 19 Jahren haben sich über ein Probespiel für die Mitwirkung im Orchester qualifiziert und treffen sich mehrmals im Jahr zu Probenphasen und Konzertreisen. Seit über 40 Jahren begeistern sie das Publikum mit ihrem einzigartig differenzierten Streicherklang und ihrer gemeinschaftlichen Hingabe an die Musik.
Die Geschichte des Spitzenensembles begann 1973, als anlässlich der „X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten“ in Ost-Berlin ein Festivalorchester gesucht wurde. Es fand sich dafür das zentrale Jugendorchester der Musikschulen der DDR, das ein Jahr zuvor im   Hinblick auf dieses Ereignis vom Dirigenten, Begründer des Berliner Kammerorchesters und Leiter der Berliner Singakademie, Helmut Koch, ins Leben gerufen wurde. Aufgrund eines herausragenden Auftritts bei den Festspielen war schnell klar, dass dieses Ensemble keine Eintagsfliege bleiben sollte. Am Pult folgten 1974 Herbert Kegel und Wolf-Dieter Hauschild ab 1976 als profilierte Dirigenten. Im selben Jahr nahm zudem der Rundfunk der DDR das Orchester unter seine Fittiche, das seitdem den Namen Rundfunk-Musikschulorchester (RMO) trug. 1984 konnte der Chefdirigent der Dresdner Philharmonie, Jörg-Peter Weigle, als künstlerischer Leiter gewonnen werden.
Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) nahm das sich von nun an als Deutsches Musikschulorchester (DMO) bundesweit rekrutierende junge Spitzenensemble 1991 in seine Trägerschaft. Von 1995 bis 2002 war Hanns-Martin Schneidt Chefdirigent, auf ihn folgte 2003 Michael Sanderling, der in den folgenden Jahren die künstlerische Entwicklung prägte. Seit 2004 ist das Orchester als Deutsche Streicherphilharmonie bekannt, das vom aktuellen Chefdirigenten Wolfgang Hentrich seit 2013 geleitet wird.
Von Beginn an begleiten Mitglieder des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB), Patenorchester der Deutschen Streicherphilharmonie, die musikalische Arbeit des Orchesters als Dozenten für die einzelnen Stimmgruppen. Dies sind seit vielen Jahren Bodo Przesdzing (Erste Violine), Karin Kynast (Zweite Violine), Claudia Beyer (Viola), Volkmar Weiche (Violoncello) und Axel Buschmann (Kontrabass). Dieser segensreichen Kontinuität ist unter anderem der charakteristische, überaus homogene Klang des Ensembles zu verdanken.
Auf dem Programm stehen die großen Werke der Streichorchesterliteratur aus allen musikalischen Epochen ebenso wie Raritäten, zu Unrecht vergessene Kabinettstückchen und Zeitgenössisches.
Mit Erfolg hat sich die Deutsche Streicherphilharmonie namhafte Konzertbühnen erobert. Das Bundesauswahlorchester war im Konzerthaus Berlin, in der Berliner Philharmonie, im Gewandhaus zu Leipzig, in der Alten Oper Frankfurt, in der Kölner Philharmonie, in der Essener Philharmonie und in Konzertsälen zahlreicher anderer Städte in Deutschland zu Gast. Zudem traten die jungen Künstler unter anderem bei den Händelfestspielen in Halle, beim Internationalen Bachfest in Leipzig, bei den Dresdner Musikfestspielen, bei Young Euro Classic in Berlin und auf der EXPO Hannover auf. Nachhaltigen Eindruck hinterließ das Ensemble auch bei seinen zahlreichen Auslandstourneen in Polen, Norwegen, China, Montenegro, Ecuador und weiteren Ländern. Die Deutsche Streicherphilharmonie arbeitet mit bekannten Gastdirigenten wie Marek Janowski und Gerd Albrecht (†) sowie herausragenden Instrumentalvirtuosen wie Julia Fischer, Sabine Meyer und Daniel Hope zusammen. Regelmäßig werden mit Deutschlandradio Kultur Konzertmitschnitte und Studioaufnahmen produziert, bisher sind 13 CDs entstanden.
Als Ort intensiver musikalischer Jugendbildung ist das junge Spitzenensemble eine Wiege des engagierten und qualifizierten Berufsmusiker-Nachwuchses für Spitzenorchester und Solistenkarrieren. Viele ehemalige Mitglieder spielen inzwischen in namhaften Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, den Münchner Philharmonikern, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der Sächsischen Staatskapelle Dresden oder dem Metropolitan Opera Orchestra New York.
Auf Anregung von Michael Sanderling werden die Instrumente der Deutschen Streicherphilharmonie seit der Spielzeit 2010/2011 mit Wittner-Feinstimmwirbeln ausgestattet.
Die Deutsche Streicherphilharmonie ist Träger des Sonderpreises 1998 zum Deutschen Kinderkulturpreis und wird gefördert durch die envia Mitteldeutsche Energie AG und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.


Wolfgang Hentrich

Wolfgang Hentrich, geboren 1966 in Radebeul, studierte bei Gudrun Schröter und Gustav Schmahl in Dresden. Von 1987 bis 1996 war er Erster Konzertmeister der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz, bevor er 1996 Erster Konzertmeister der Dresdner Philharmonie wurde. Mit dem Orchester spielte er mehrfach als Solist, zahlreiche CD-Aufnahmen bezeugen sein musikalisches Schaffen.
Er ist Leiter des Philharmonischen Kammerorchesters, Primarius des Dresdner Streichquintetts und des Carus Ensembles Dresden und leitet seit 2013 die Deutsche Streicherphilharmonie. 2002 gründete er mit musikbegeisterten Laien das Fördervereinsorchester der Dresdner Philharmonie, dessen Dirigent er seitdem ist. Wolfgang Hentrich hat eine Professur an der Dresdner Musikhochschule inne. Er spielt eine Violine des Venezianers Sanctus Seraphin aus dem Jahre 1725, die ihm der Förderverein der Dresdner Philharmonie zur Verfügung gestellt hat.