ev. Kirche Zum Heilsbrunnen

Zwei Mozartwerke aus dem Konzert Pianissimo der Evangelischen Kirche "Zum Heilsbrunnen" in Bergisch Gladbach - einer der sogenannten Konzertkirchen der Stadt. Die Kirche hat einen Freundeskreis für Musik und betreibt seit vielen Jahren eine erfolgreiche Konzertreihe sonntags. Vor einigen Jahren hat die Leitung der Gemeinde einen neuen, technisch multifunktionalen Yamaha-Flügel angeschafft, mit eingebauter Technik, deren Einsatz, neben dem eigentlichen natürlichen Klavierklang des Instruments mit richtigen Saiten und einer Flügelmechanik, verschiedene Klangregister elektronisch über Lautsprecher imitieren lässt (Orgel, Cembalo, Streichquartett, Chor uvm.).



KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 24. Juni 2018 in der ev. Kirche Zum Heilsbrunnen, Bergisch Gladbach

KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur
KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur, Allegro moderato
KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur, Thema mit Variationen
KV 498a, Sonate für Klavier B-Dur, Menuetto


KV 500, 12 Variationen für Klavier B-Dur
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 24. Juni 2018 in der ev. Kirche Zum Heilsbrunnen, Bergisch Gladbach

KV 500, 12 Variationen für Klavier B-Dur

KV 498a ev. Kirche Zum Heilsbrunnen

Das Werk wurde bereits nach dem Tode Mozarts veröffentlicht (1798). Eine Verwirrung um die Autorschaft Mozarts gab es allerdings schon wenige Jahre später, als die Sonate unter Op. 26 dem Thomaskantor August Eberhard Müller (1767-1817) zugeordnet wurde. Diese Frage bleibt bis heute ungelöst, wobei in mehreren Mozart-Ausgaben, darunter auch im Köchel-Verzeichnis, die Komposition als von Mozart behandelt und manchmal auch mit der Nummer 20 (also Sonate Nr. 20) versehen wird. Es ist in der Tat die ungewöhnlichste Mozart-Sonate, vor allem wegen ihres Aufbaus: Die Sonate hat vier Sätze (alle anderen Klaviersonaten Mozarts sind dagegen dreisätzig) und weist somit die Charakteristika eines vollständigen sinfonischen Zyklus auf. In seinen Sinfonien hat Mozart das viersätzige Schema bereits etabliert, sodass sich diese Sonate als ein interessantes Experiment in diese Richtung im Bereich der Klaviermusik sehen lässt. Allegro - Andante - Menuetto/Trio - Rondo – so sieht die Abfolge der Sätze aus. Die mittleren Sätze sind sehr kompakt gehalten, wobei die Außensätze dagegen eine entwickelte Struktur haben. Auch das thematische Material - eigentlich das Merkmal, an dem man Mozart fast immer fehlerfrei erkennt - wirft einige Frage auf. Manche Themen und Überleitungen klingen nicht wirklich typisch nach Mozart: Die melodische und die rhythmische Gestaltung wie teils auch die Form der Klavierfaktur lassen irgendwelche anderen Einflüsse erahnen. Am einfachsten wäre es zu behaupten, dies sei also keine Mozart-Komposition - das würde alle "Unstimmigkeiten" erklären. Aber wenn wir diese Musik auch weiterhin als Mozarts Schöpfung betrachten, müssen wir ihrem Autor auch eine ausgeprägte gestalterische Fantasie zugeben, die zu verschiedenen, manchmal etwas ungewöhnlichen und unerwarteten Resultaten führen kann. So gut wie jeder große Komponist erlebt in seinem Schaffen (relativ) stabile Phasen als auch Übergangsperioden, in denen sich der Stil spürbar wandelt. Auch wenn es nicht zu einem endgültigen Durchbruch in eine neue Sphäre kommt, bleiben solche Experimente immer sehr spannend und jedenfalls wichtig, um die Evolution des kompositorischen Denkens besser zu begreifen. So wäre es auch im Falle dieser Ausnahme-Sonate absolut angebracht.


KV 500 ev. Kirche Zum Heilsbrunnen

Die Variationen sind 1786 entstanden und stellen einen Zyklus aus einem Thema Allegretto mit dessen 12 Veränderungen, wonach am Ende als Konklusion das Thema wieder durchgeführt wird. Es ist etwas ungewöhnlich, dass Mozart ein separates Variationswerk über ein unbekanntes Thema komponiert, denn deutlich typischer sind für ihn Themen verschiedener damals populärer Opern sowie mancher Stücke Dritter. Es ist also wohl als originales Thema des Komponisten zu sehen, das er Variation für Variation kunstvoll umwandelt - innerhalb dieses sehr kompakten Zyklus lässt sich ein ganzer Kreis von unterschiedlichen Charakteren und Stimmungen erleben. Manche sind der Meinung, dieses Werk wäre aufgrund seiner vergleichsweisen gestalterischen Schlichtheit eher für Studienzwecke (Schüler, Hausmusizieren u. ä.) geschaffen. Das mag natürlich gewesen sein, verneint aber nicht eine große Portion kompositorischer Fantasie wie auch einige nicht unwichtige spieltechnische Anforderungen. Mozart ist nie wirklich leicht, und jedes kleine und "bescheiden" ausgestaltete Stück von ihm liefert einen lehrreichen Stoff, dessen Beherrschung im Einzelnen zur Beherrschung des ganzen Stils des Komponisten sehr gut beiträgt.


Roman Salyutov

Roman Salyutov, geboren 1984 in Leningrad, hat sich zugleich als Konzertpianist, Dirigent und Musikwissenschaftler (Dr. Phil.) profiliert.
Seine Auftritte führen ihn neben Deutschland auch in die Schweiz, USA, nach Israel, Österreich, Polen, Litauen, Ungarn, Japan, Australien und Neuseeland. Auch für Meisterkurse und musikwissenschaftliche Vorträge wird er eingeladen. Seit 2017 ist er Professor der Internationalen Klavier-Meisterkurse der Franz-Liszt- Gesellschaft in Breslau, Polen. Roman Salyutov ist Chefdirigent des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach, Initiator vieler Kulturprojekte wie beispielsweise jährliche Internationale Kulturtage und das Jugendkulturfestival in Bergisch Gladbach, das erste Deutsch- Israelische Orchester Jachad Chamber Orchestra und die Produktion von Don Giovanni in Bergisch Gladbach. Er setzt sich aktiv für die Intensivierung des internationalen Kulturaustausches ein und ist darüber hinaus 1. Vorsitzender des Musik- und KulturFestival GL e.V.