Tübingen

Die Corona-Krise hat die Musiker*innen in Deutschland und Europa seit Monaten verstummen lassen – am 5. - 7. Juni 2020 wurde wieder „live“ Musik gemacht! Hauptanliegen war, die Aufmerksamkeit zu lenken auf die gravierenden Auswirkungen der aktuellen Corona-Maßnahmen auf das Berufsleben von Künstlern. Aus diesem Grund wurden und werden auch Spenden erbeten für den Künstlernothilfefonds der Deutsche Orchestervereinigung e.V. in der DAG.



KV 364, Sinfonia concertante Es-Dur
Solisten: Martina Trumpp, Nazar Totovytskyi (Violine), Benjamin Beck, Kevin Treiber (Viola), Stanislas Kim, Felix Thiedemann (Cello)
Aufnahme am 24. Juli 2020 im Kloster Bebenhausen, Tübingen

KV 364, Sinfonia concertante Es-Dur
KV 364, Sinfonia concertante Es-Dur, Allegro maestoso
KV 364, Sinfonia concertante Es-Dur, Andante
KV 364, Sinfonia concertante Es-Dur, Presto

KV 364 Kloster Bebenhausen, Tübingen

Als SINFONIA CONCERTANTE bezeichnet man ein Stück, das in der Mitte zwischen Sinfonie und Solokonzert angesiedelt ist und am ehesten mit dem barocken Concerto grosso verglichen werden kann. Auch Mozart bezeichnete sein erstes Werk dieser Gattung für 2 Violinen und Orchester als Concertone, also großes Konzert. Erst unter dem Eindruck seiner großen Reise nach Mannheim und Paris 1777-79 ging er zu der Bezeichnung Sinfonia concertante über, die gerade in diesen beiden Musikzentren eine der Hauptgattungen der Instrumentalmusik war. In Mannheim hing dies vor allem mit den hervorragenden Solisten des berühmten Orchesters zusammen, in Paris mit der Vorliebe für solistische Darbietungen reisender Virtuosen. Für beides war die Sinfonia concertante mit ihrem Kontrast zwischen sinfonischem Tutti und mehreren, auch untereinander konzertierenden Solisten ein ideales Medium.
Mozart spürte dies sofort, als er 1777 nach Mannheim kam und entwarf dort 1778 ein Konzert für Klavier, Violine und Orchester, KV 315f, im Stile der Sinfonia concertante. Es blieb jedoch ebenso unvollendet wie die für Paris geplante Concertante für vier Bläser und Orchester – das heute beliebte Werk in dieser Besetzung KV 297b ist wohl nur zum geringsten Teil von Mozart. Erst als dieser die großen Enttäuschungen der Reise hinter sich gelassen und wieder nach Salzburg zurückgekehrt war, wandte er sich erneut der Gattung zu. Nach einem dritten nicht ausgeführten Anlauf für Streichtrio und Orchester, KV 320e, entstand endlich im Sommer oder Frühherbst 1779 die Es-Dur Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester.
Die Kombination dieser beiden Soloinstrumene war in Salzburg offenbar besonders beliebt, wie die vier Duos von Michael Haydn für Geige und Bratsche belegen, die Mozart durch seine eigenen beiden freundschaftlich komplettierte. Eine Besonderheit der Bratsche in KV 364 ist die Skordatur, d. h. Umstimmung der Saiten, die einen Halbton höher gestimmt werden sollen, wahrscheinlich, um dem Ton im Vergleich zur Violine und zum Orchester mehr Glanz zu verleihen. Zu den vielen Schönheiten des Werkes gehört andererseits gerade die Art, wie Mozart im Orchester auf die unterschiedlichen Soloinstrumente eingeht: bei gleichen Melodien wird die Bratsche von tiefen Streichern begleitet, die Violine von hohen ohne Baß. So wie sich die Soloinstrumente abwechseln, gibt es auch zwischen den Violinen und geteilten Bratschen des Orchesters einen subtilen Dialog, der sich zwischen den Bläserpaaren fortsetzt. Dies war Mozarts besonders feinsinnige Interpretation des Begriffs Sinfonia concertante.

nach www.kammermusikfuehrer.de/werke/1310


Martina Trumpp

Martina Trumpp spielte solistisch mit Orchestern wie den Düsseldorfer Symphonikern, dem Wiener Kammerorchester, dem Kurpfälzischen Kammerorchester, der Klassikphilharmonie Hamburg, dem Georgischen Kammerorchester u.a. im Konzerthaus Stockholm, im Konzerthaus Wien, der Laeiszhalle Hamburg. 2020 stehen die Violinkonzerte von Beethoven (Violinkonzert und Romanzen), Dvorak und Sarasate (Carmen-Phantasie) auf dem Programm.
Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien wie den ersten Bundespreis bei „Jugend musiziert“, den Kulturpreis der Stadt Ansbach, den „Wolfram-von-Eschenbach Förderpreis“ Frankens und war Preisträgerin des "Premio Rodolfo Lipizer".
Martina studierte bei Conrad von der Goltz und Herwig Zack in Würzburg, Ingolf Turban und Ana Chumachenco in München, bei Salvatore Accardo in Cremona und bei Philippe Graffin in Brüssel.
Außerdem studierte sie Mathematik, Musikwissenschaft und Pädagogik und unterrichtete an der Universität Würzburg und als Hauptfachdozentin für Violine an der Musikhochschule Trossingen. Sie ist Leiterin des D'Accord, das Klassikfestival, das 2014 eine sehr erfolgreiche Premiere erlebte, sowie künstlerische Leiterin der "Schubertiade Schloss Eyb".


Nazar Totovytskyi

Nazar Totovytskyi wurde 1997 in Kiew geboren. Ab 2014 studierte er an der Nationale Tschaikowski-Musikakademie der Ukraine bei Prof. Yaroslava Rivnyak und Kammermusik bei Prof. Larissa Gryschko.
Seit 2016 studiert er Violine an der Hochschule fu?r Musik Wu?rzburg in der Klasse von Prof. So?ren Uhde.
Er gewann zahlreiche Preise in seiner Heimat und war Stipendiat des „Young Euro Classic Festival“ in Berlin, des Mozartfests Würzburg oder des Tsindali Festivals in Georgien. Er vertiefte seine Fähigkeiten durch Meisterkurse bei Roland Daugareil, Eberhard Feltz, Gilles Apap, Yair Kless, Eyal Kless, Alexander Brussilowsky, Boris Garlitsky.


Benjamin Beck

Benjamin Beck studierte Viola am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris bei Jean Sulem sowie am New England Conservatory of Boston bei Kim Kashkashian. Meisterklassen bei renommierten Musikern wie Nobuko Imai und Hartmut Rohde ergänzten seine Ausbildung. Der Gewinner namhafter Wettbewerbe trat seither als Solist, Rezitalist und Kammermusiker in der Berliner Philharmonie, der Philharmonie Paris, dem Münchner Opernhaus, der Hamburger Elbphilharmonie, der Victoria Hall Genf, der Carnegie Hall New York oder der Yamaha Hall Tokyo in Erscheinung. Er konzertiert regelmäßig bei den Bayreuther Festspielen oder dem Verbier Festival.
Er spielt regelmäßig als Stimmführer bedeutender Orchester wie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Symphonierochester des Bayerischen Rundfunks, dem hr-Sinfonieorchester, der NDR Elbphilharmonie, der NDR Radiophilharmonie Hannover und der Staatsoper Stuttgart, nachdem er bereits Stimmführer des Staatsorchesters München und Mitglied der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker gewesen war.


Kevin Treiber

Kevin Treiber wurde 1992 in Taiwan geboren und wuchs in Frankfurt am Main auf. Er wirkte bei bedeutenden Festivals mit wie dem Rheingau Musikfestival, Heidelberger Frühling, Festival d'Aix-en-Provence, Mozartfest Würzburg, sowie den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Tourneen führten ihn  nach Frankreich, Österreich, Schweiz, Niederlande, Japan, Indien und China. Er spielte bei Rundfunkübertragungen im SWR, NDR, DeutschlandRadio Kultur, sowie Fernsehübertragungen im ZDF, NDR Fernsehen und ARTE.
Als Solist debütierte Kevin  mit den Jenaer Philharmonikern, der Akademie Ensemble Modern, dem Wendland-Sinfonieorchester, dem Orchester der Kala Academy Goa in Indien sowie dem Hochschulensemble der Musikhochschule Lübeck. Er war Mitglied des vision string quartet und des Quartet Berlin-Tokyo. Weitere namhafte Kammermusikpartner waren u.a. Jörg Widmann, Marie-Pierre Langlamet, István Várdai, Alexander Sitkovetsky und Guy Ben-Ziony.
Kevin wurde unterrichtet von Máté Szücs, 1. Solobratschist der Berliner Philharmoniker, studierte bei Prof. Nimrod Guez an der Hochschule für Musik Würzburg und wechselte 2013 zu Prof. Barbara Westphal an die Musikhochschule Lübeck.


Stanislas Kim

Stanislas Kim erhielt im Alter von 7 Jahren seinen ersten Cellounterricht bei Marguerite Hauchecorne am Konservatorium in Courbevoie. Mit neun Jahren folgte bereits das Abschlussdiplom Diplôme de Fin d'Etudes.
Mit der Aufnahme in das Degré Supérieur beim CNR Paris und in den Unterricht von Raphaël Pidoux und Philippe Muller setzte sich die solistische Ausbildung fort. 2010 wechselte er zur Hochschule für Musik und Theater Hannover in die Klasse von Tilmann Wick.
Weitere wertvolle Erfahrungen und Impulse erhielt er von David Geringas, Frans Helmerson, Natalia Gutman, Arto Noras, Jérôme Pernoo, Wolfgang Emanuel Schmidt und Jens Peter Maintz. Derzeit studiert er bei Leonid Gorokhov an der HMTM Hannover.
Als Preisträger des Internationalen George Enescu Wettbewerbs, des Internationalen Brahms Wettbewerbs in Österreich und des Internationalen Hindemith Wettbewerbs in Berlin wurde er mit dem Preis der Maggini-Stiftung sowie mit einem Förderpreis für seine Interpretation der Cellosuiten von Bach ausgezeichnet.
Mit der Pianistin Marie Rosa Günter wurde er 2014 Preisträger beim 8th Swedish International Competition und 2016 Preisträger beim 12e Concours International de Musique de Chambre de Lyon.
Stanislas Kim ist Stipendiat der Gundlach Stiftung, der Ottilie-Selbach-Redslob Stiftung und der Peter-Fuld-Stiftung. Er ist Preisträger des Deutschen Musikinstrumentenfonds und spielt seit 2017 auf einem Violoncello aus der Vuillaume-Schule, eine Leihgabe der Deutschen Stiftung Musikleben.
Als Solist und Kammermusiker gastierte Stanislas Kim bei renommierten Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Bachtagen Würzburg oder dem Grieg Festival in Bergen. In der Saison 2017/2018 konzertiert er auf Einladung der Geigerin Midori Goto im Rahmen der von ihr ins Leben gerufenen Organisation "Music Sharing" in Japan und Indien.


Felix Thiedemann

Felix Thiedemann bekam im Alter von sechs Jahren seinen ersten Cello-Unterricht an der Tübinger Musikschule (Joseph Hasten). Von Beginn an hatte er großes Interesse an Kammermusik jeden Stils und jeder Besetzung (Streichquartett, Klavierquartett, größere Besetzungen). Er gewann mehrere Preise bei verschiedenen Wettbewerben, u. a. erste Bundespreise bei „Jugend Musiziert“.
Im Alter von 17 Jahren wechselte Felix Thiedemann in die Klasse von Prof. M. De Secondi an die Hochschule für Musik in Trossingen.
2006 begann er an der HfM Weimar sein Musikstudium bei Prof. T. Stolzenburg, nach Stationen an der HfMdK Frankfurt (Sabine Krams und Prof. Kristin von der Goltz), Paris (Romain Garioud) und Trossingen (Prof. Mario de Secondi und Werner Matzke) studierte er Master Historische Aufführungspraxis bei Prof. Kristin von der Goltz (Barockcello), Prof. M. Eberth (Generalbass) und Prof. Marice von Lishout (Improvisation) an der HMT München.
Früh schon entwickelte Felix Thiedemann Talent für das Organisatorische hinter der Musik. Mit 16 organisierte er seine erste eigene Konzertreihe (im Literaturcafe in der Tübinger Kunsthalle), mit 18 eine Südamerikatournee mit einem Jugendorchester, mit 19 gründete er ein Orchester (das OikomusicaOrchester Tübingen). 2011 veranstaltete er zum ersten den vielklang in Tübingen, das seitdem jedes Jahr stattgefunden hat und neben Meisterkursen für Historische Aufführungspraxis auch Projekte für Kinder (sing!@Tübingen), Jugendliche und Erwachsene (Chorakademie) umfasst.
Neben dem Studium nahm er an Meisterkursen bei Prof. G. Von der Goltz, Werner Matzke, Prof. Gottfried von der Goltz, Katharina Arfken, Prof. Phoebe Carrai, Guido Larisch (Freiburger Barockorchester), Prof. L. Gorokhov, Prof. M. Schneider, sowie Orchesterkursen des Freiburger Barockorchesters und Concerto Köln teil.
Felix Thiedemann war als Continuo Cellist mit seinem Ensemble Gradus Ad Parnassum Finalist des Deutschen Musikwettbewerbs 2015. Continuo-Cello spielte er u. a. beim HasslerConsort und bei Opernproduktionen der Theaterakademie August Everding. Im Sommersemester 2016 schloss er erfolgreich sein Masterstudium an der HMT München ab.