KV 297 Konzertsaal HfMT Köln

So anziehend die Musikmetropole Paris über die Jahrhunderte auch war - für Ausländer war sie stets ein schwieriges Pflaster, vor allem im 18. Jahrhundert. Das musste auch Wolfgang Amadeus Mozart erfahren, als er im Frühjahr 1778 in Paris ankam. Die Reise sollte ihm einen Opernauftrag oder gar eine feste Anstellung bringen, sie war gut geplant - dennoch unterschätzte Mozart die gesellschaftlichen Klippen und die Macht seiner Konkurrenten.
Schon einmal hatte er als Wunderkind den damaligen König Ludwig XV. und seine Gattin bezaubert. Mittlerweile aber regierte ein anderer Herrscher, die musikalische Mode hatte sich verändert. Deshalb tat Mozart alles, um die wichtigsten „lnfluencer"" der Stadt kennenzulernen, mit Musikern zu proben und sich bekannt zu machen.
Eine hatte dabei das Nachsehen: Mozarts Mutter, die Wolfgang nach Paris begleitet hatte, störte bei den gesellschaftlichen Verpflichtungen des Sohnes, musste wochenlang allein in einem düsteren Gasthauszimmer ausharren und starb mit erst 57 Jahren ein Schock für Wolfgang Amadeus, der sich zuletzt vergeblich um sie gekümmert hatte.
Auch die Hoffnungen auf eine dauerhafte Karriere in Paris zerplatzten. An einen Opernauftrag war nicht zu denken, immerhin durfte Mozart eine Sinfonie für das „Concert spirituel"" liefern. Jeweils an Feiertagen wurden in der bedeutendsten französischen Konzertreihe des 18. Jahrhunderts neue Werke im Tuilerienpalast vorgestellt.
Das Publikum nutzte die Abende eher für lautstarke Konversation als für andächtigen Musikgenuss - Wer hier Aufmerksamkeit erregen wollte, musste dick auftragen. Der Schlusssatz der Sinfonie KV 297 ist dafür ein gutes Beispiel: Er beginnt mit einer leisen Passage der Geigen, aus der plötzlich eine Fanfare des vollen Orchesters hervorschießt- ein Überraschungscoup, bei dem das Publikum in spontanen Applaus ausbrach.


KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur
Orchester: Kölner Orchester-Gesellschaft
Leitung: André Sebald
Aufnahme am 21. Mai 2022 im Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz (HfMT) Köln

KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur
KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur, Allegro assai
KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur, Andante
KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur, Allegro




KV297 Stadthalle Langenfeld

Die 31. Sinfonie entstand 1778 kalkuliert als Marketinginstrument. Es sollte Mozarts Fähigkeiten dem Pariser Publikum beweisen, wo Mozart auf eine Anstellung hoffte. Während sein Vater ihn oftmals ermahnte, mit seinem Schaffen an das Geldverdienen zu denken, schien dies Mozart weniger wichtig gewesen zu sein, so äußerte er über die Qualität seines Werbewerkes: "Ob es aber gefällt - das weiß ich nicht - und die Wahrheit zu sagen, liegt mir sehr wenig daran. denn, wem wird sie nicht gefallen? den wenigen gescheiden Franzosen die da sind, stehe ich gut dafür dass sie gefällt; den dummen - da sehe ich kein großes Unglück, wenn sie ihnen nicht gefällt. Ich habe aber doch Hoffnung, dass die Esel auch etwas darinn finden, das ihnen gefallen kann." Mozart berücksichtigte mit der umfangreichen Besetzung von Pauken, Trompeten, Flöten und sogar erstmals Klarinetten den Geschmack des Pariser Publikums, versuchte es aber auch mit Effekten zu überraschen. Er schilderte die Reaktion des Publikums stolz dem Vater: "weil ich hörte dass hier alle letzte Allegro mit allen instrumenten zugleich und meistens unisono anfangen, so fing ichs mit die 2 violin allein im piano an - darauf kam gleich ein forte - mithin machten die Zuhörer, wie ichs erwartete, beim piano schschsch, dann kam gleich das forte - sie das forte zu hören und die Hände zu klatschen war eins." Offensichtlich war es damals nicht unüblich, musikalische Überraschungen mit sofortigem Applaus zu honorieren. Kurz nach der Uraufführung der Sinfonie starb Mozarts Mutter in Paris. Der ausbleibende nachhaltige Erfolg und der Verlust der Mutter verleideten Mozart endgültig Paris. Er ersetzte noch für die 2. Aufführung der Sinfonie den langsamen Mittelsatz völlig. Im September 1778 verließ er Paris, ohne dass sich der angestrebte Erfolg eingestellt hatte. Mit der 31. Sinfonie aber war ein Meisterwerk entstanden.


KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur
Orchester: Concerto Langenfeld
Leitung: Felix Krupa-Koltun
Aufnahme am 9. November 2019 in der Stadthalle Langenfeld (Rhld.)

KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur
KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur, Allegro assai
KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur, Andante
KV 297, Sinfonie Nr. 31 D-Dur, Allegro