Mit Mozart auf Europa-Tour
Nein-nein – es geht hier nicht darum, dass wir Mozarts Werke auf einer Europa-Reise spielen, sondern anders rum: Wir machen einen Zeitsprung zurück und folgen dem jungen Mozart, der in den Jahren 1764-1766 seine erste Konzerttour durch Europa macht. Er tritt vor renommierten Personen und Monarchen auf und genießt überall einen berauschenden Empfang. Drei Jahre unterwegs haben ihm einen großen Ruhm beschert. Aber unser sehr junger Künstler ist nicht nur als Virtuose tätig – er komponiert auch selbst Musik, und zwar parallel zu seinem sehr anstrengenden Konzertplan, teilweise sogar in der Kutsche, unter unbequemen Umständen, mal geplagt von der einen oder anderen Krankheit. Der Drang zum Schöpfen bleibt unerschüttert und wächst sogar. Dabei haben nur wenige Werke aus jener Zeit ein wirkliches Interesse bei Interpreten gefunden – sie stehen natürlich im Schatten der reifen Kompositionen des Meisters, und es wird wohl so bleiben. Nichtsdestotrotz ist es sehr interessant und sogar lehrreich, zu verfolgen, wie sich der kompositorische Werdegang Mozarts anfangs entwickelte und sein Stil reifte, denn bei allem Ausnahmetalent war er nicht sofort Autor seiner späten Sinfonien, Instrumentalkonzerte und „Requiem“.
Nun haben wir uns Mozarts Stücken aus jenen Jahren gewidmet: Fünf Trios für Flöte (oder Violine), Cello und Cembalo KV 10, 11, 12, 14 & 15, entstanden 1764 in London, und sechs Sonaten für Violine und Cembalo KV 26, 27, 28, 29, 30, & 31, komponiert 1766 in Den Haag. Dabei haben wir es authentisch gemacht, und zwar mit einem kleineren Cembalo – eine Art Reiseinstrument, das Mozart nicht selten auf seinen Reisen mit dabei auf der Kutsche hatte.
In den Trios ist der Einfluss der Übergangszeit zwischen dem Hochbarock von Bach und Händel und der Frühklassik von Haydn deutlich zu spüren, wo die klassische Sonatenform – so, wie wir sie aus der Wiener Klassik eigentlich kennen – sich erst herauszukristallisieren begann. Vieles – allem voraus der Charakter von Themen wie der Formaufbau - deutet auf eine Verbindung zu der alten Suite, aus der die frühe Sonatenform hervorgegangen ist. Übrigens gerade in London, wo diese Stücke entstanden sind, hatte der junge Mozart Kontakt zu einem der Bach-Söhne – dem „Londoner Bach“ Johann Christian Bach, der die Übergangsphase vom Barock zur Klassik mitgeprägt hat und auf dessen Einfluss Mozarts Trios zurückgeführt werden können.
Die ca. zwei Jahre später in Den Haag vollendeten Sonaten sind zwar formell noch wesentlich in der alten Suite verwurzelt, weisen aber bereits deutlich selbstständigere und originelle thematische Strukturen auf. In der Rhythmik, dem Charakter der Musik und Phrasenbildung, aber auch besonders mehreren melodischen Wendungen lassen sich die stilistischen Anfänge der reifen Schaffensperiode von Mozart erkennen. Die Stimmen der beteiligten Instrumente sind vielfältiger und individueller ausgestaltet, und obwohl es noch im Wesentlichen auf den Cembalo-Part fixiert ist, wirkt die Geigenstimme nicht mehr so untergeordnet wie beispielsweise die Flötenstimme in den obigen Trios, wodurch eine bessere Balance im Ensemble allmählich erreicht wird.
KV 30, Sonate für Cembalo & Violine
Solisten: Lea Brückner (Violine), Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 7. Mai 2020, Dachbühne des Stadttheaters Bergischer Löwe, Bergisch Gladbach
KV 30, Sonate für Cembalo & Violine
KV 30, Sonate für Cembalo & Violine, Adagio
KV 30, Sonate für Cembalo & Violine, Rondo.Tempo di menuetto
Bergisch Gladbach, ev. Kirche Zum Heilsbrunnen, 15.09.2024
Aachen, Musiksalon, 10.07.2024
Innsbruck, Galerie artdepot, 11.06.2024
Ravensburg & Friedrichshaven, 16. & 17. März 2024
Bergisch Gladbach, Schloss Bensberg, 01.04.2024
Düsseldorf, Gesellschaft Zur Ludwigsburg, 13.01.2024
Mannheim, Rosengarten, 09.12.2023