KV 478 Albertus-Magnus-Gymnasium

Im Jahre 1785 erhielt Mozart von seinem Verlegen Franz Anton Hoffmeister einen Auftrag für drei Klavierquartette. Die Absicht Hoffmeisters dabei war, diese Kompositionen in seinem regulär erscheinenden Heft für Musikliebhaber zu präsentieren. Die damals meist verbreitete Vorstellung von dieser Gattung war, dass die Streicher dem Klavierpart untergeordnet wurden und der Pianist somit mehr oder weniger immer im Vordergrund brillieren konnte. Mozarts Vision war aber anders: Er wollte keinesfalls das Klavier von den Streichern neutral begleiten lassen, sondern strebte einen paritätischen künstlerischen Dialog der Instrumente auf Augenhöhe an. Darüber hinaus gestaltete er alle Stimmen der Partitur spieltechnisch recht anspruchsvoll, was die Fähigkeiten der von Hoffmeister dafür angedachten Zielgruppe deutlich überstieg. Dies war der Grund, warum sich das Quartett g-Moll schlecht verkaufen ließ und der Verleger seinen Auftrag diesbezüglich stornierte. Nichtsdestoweniger konnte Mozart noch das nächste Klavierquartett Es-Dur KV 493 zu Ende bringen, und diese beiden Werke spiegeln somit Mozarts Wahrnehmung dieses Genres gut wider. Das ursprünglich vorgesehene dritte Klavierquartett blieb also ungeschrieben.
Das Quartett g-Moll ist deutlich dramatischer – vor allem durch seinen leidenschaftlich-schwungvollen ersten Satz „Allegro“, was hauptsächlich auf die Tonart dieses Satzes – g-Moll – zurückzuführen ist. Das ist übrigens auch die einzige Moll-Tonart, die Mozart in seinen 41 Sinfonien verwendete (Nr. 25 und Nr. 40). Der zweite Satz „Andante“ stellt dazu einen spürbaren Kontrast dar – die ganze Lyrik des Werkes ist hier in einem liebevollen Gespräch der Instrumente konzentriert. Im finalen Satz „Rondo (Allegro)“ bestimmen Mozarts Freude und Lebensgewandtheit den Charakter der Musik. Mit Rücksicht auf den Stil seiner einigen Klavierkonzert lassen sich Mozarts Klavierquartette als eine Art „kleine Klavierkonzerte“ bezeichnen, denn der allerseitige Anspruch, den diese Kompositionen haben, passt nicht in den Rahmen eines gemütlichen salonartigen Hausmusizierens, sondern zielt eher auf eine künstlerische Höchstleistung wie auch auf ein gefülltes und farbenreiches Klangvolumen ab.


KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-moll
Solisten: Hannah Müller (Violine), Maria-Luiza Antonescu (Bratsche), Tatjana Rediko (Cello), Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 24. September 2017 im Albertus-Magnus-Gymnasium Bergisch Gladbach

KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-moll
KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-moll, Allegro
KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-moll, Andante
KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-moll, Rondo (Allegro)



KV 478 BIS Zentrum, Mönchengladbach

Mit dem Klavierquartett g-moll KV 478 erfand Mozart quasi eine neue Gattung. Allerdings wurde das Quartett anfangs vom Wiener Publikum reserviert aufgenommen und es dauerte eine Zeit lang, bis es sich auf den Konzertpodien durchsetzte und zu einem beliebten Repertoirestück wurde. Bei Mozart ist die Wahl der Tonart g-moll immer eine Chiffre für Verzweiflung. In der "Todesarie" der Pamina aus der Zauberflöte resultiert daraus ein völliger Rückzug nach innen, hier im Klavierquartett bricht sie in Form des Anfangsthemas mit ungeheurer Vehemenz über den Hörer herein - zwei Seiten derselben Medaille.


KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-Moll
Solisten: Zeynep Artun-Kircher (Klavier), Fabian Kircher (Violine), Martin Börner (Viola), Markus Beul (Violoncello)
Aufnahme am 26. Juni 2017 im BIS Zentrum, Mönchengladbach

KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-Moll
KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-Moll, Allegro
KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-Moll, Andante
KV 478, Quartett für Klavier & Streicher g-Moll, Rondo (Allegro)