Im Rahmen des Stadtfestes in Marijampole, der litauischen Partnerstadt Bergisch Gladbachs, gab es mehrere Konzerte. Im alten Schloss (Paežeriu dvaras) des malerisch schönen Ortes Paezeriaides entstanden diese Aufnahmen. Heute ist das Schloss Museum mit einem gemütlichen Kammermusikraum.
KV 137, Variationen A-Dur
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 25. Mai 2018 in Schloss Paežeriu dvaras, Paezeriai (Litauen)
KV 137, Variationen A-Dur
KV 312, Allegro einer Klavier-Sonate g-Moll
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 25. Mai 2018 in Schloss Paežeriu dvaras, Paezeriai (Litauen)
KV 312, Allegro einer Klavier-Sonate g-Moll
KV 400, Allegro einer Klavier-Sonate B-Dur
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 25. Mai 2018 in Schloss Paežeriu dvaras, Paezeriai (Litauen)
KV 400, Allegro einer Klavier-Sonate B-Dur
KV 573, 9 Variationen für Klavier D-Dur
Solist: Roman Salyutov (Klavier)
Aufnahme am 25. Mai 2018 in Schloss Paežeriu dvaras, Paezeriai (Litauen)
KV 573, 9 Variationen für Klavier D-Dur
Dieser Variationssatz stellt eine Klavierfassung des Finales aus Mozarts Klarinettenquintett KV 581 dar - der Komponist hat den Aufbau genau übernommen und nur einige, auf die Spezifik der Klavierfaktur zurückzuführende Änderungen gemacht. Nach dem leicht schwebenden Quintett-Finale klingt die Klavierbearbeitung insgesamt etwas bravouröser und lässt den Interpreten sogar richtig brillieren. Nach dem leichten graziösen Thema wird es etwas polyphoner: In der ersten Variation erscheint eine neue Melodie in der rechten Hand, die mit dem eigentlichen Thema in der Linken kunstvoll verflochten wird. In der zweiten Variation dominiert dagegen eine schwebende Melodie in der oberen Stimme, liebevoll begleitet von den wellenartig rollenden Arpeggien im unteren Register. Die dritte Variation bringt mich sich etwas Traurigkeit: Es geht vorläufig in den Moll-Bereich (a-Moll), und in der melodischen Stimme wechseln sich die leisen klagenden Intonationen mit den kraftvollen leidenschaftlichen Ausbrüchen ab. Beinahe ununterbrochen geht diese Variation in die Nächste über: Die Stimmung ist wieder positiv, das Thema erscheint in der linken Hand und wird von den über mehrere Register rauf und runter geschwind strömend Tonabfolgen begleitet. Die fünfte Variation ist eine Insel der Ruhe, voller warmer Gefühle und lyrischer Stimmung. Die finale Variation lässt den Schwung des Themas wiederkehren und den kleinen Zyklus in einem fröhlichen schwungvollen Charakter ausklingen.
Im Falle dieser beiden Werke handelt es sich um unvollendete Sonaten, von denen also nur die Kopfsätze überliefert worden sind. Es ist immer interessant, zu verstehen, was dem Abbruch des Komponierens zugrunde liegt, es sei denn, der Abbruch ist durch den Tod des Autors bedingt (s. "Requiem" KV 626). Häufig ist es so, dass der Komponist mit dem Zwischenresultat nicht zufrieden ist und der Fortsetzung der Arbeit einen Abbruch vorzieht. Ein Fortführungspotential wäre also nicht vorhanden, weswegen ein Neustart erforderlich ist. Manchmal ist die Situation aber etwas anders, und zwar, dass die Idee des Werkes ihre vollkommende Verkörperung bereits im ersten Satz (oder in zwei ersten Sätzen - s. Schuberts Unvollendete Sinfonie h-Moll) findet, sodass eine weitere Entfaltung nicht mehr nötig ist - alles ist schon gesagt, ausgedrückt worden. Auf Mozarts Werke KV 312 und KV 400 trifft aber weder das Erste, noch das Zweite wirklich zu: Einerseits ist das thematische Material der beiden Kompositionen - wenn man es mit seinen anderen Klaviersonaten vergleicht - in der Tat nicht so frisch und markant, wie üblich. Andererseits gibt es bei Mozart andere, ähnlich weniger individuelle Werke, die er aber zu Ende komponiert hat und die mehr oder weniger "Nebenstücke" gelten. In diesem Falle scheint Mozart an diesen Kompositionen irgendwie das Interesse verloren zu haben, was seiner Abkehr von ihnen zugrunde liegt. Nichtsdestoweniger sind diese Stücke kennenlernenswert und können im Kontext seiner anderen kleineren Werke sehr gut untergebracht bzw. aufgeführt werden.
Diese berühmten Variationen über das Menuett von Duport zählen zu Mozarts besten Werken dieser Gattung und stellen einen entwickelten Zyklus dar. So werden nicht nur einzelne Variationen, die charakterlich einander gegenübergestellt werden, sondern auch ganze Gruppen von Variationen, innerhalb derer bestimmte Tendenzen kontinuierlich entwickelt werden. Nach dem ruhigen Thema fängt eine erste Gruppe der Variationen direkt an: Sie umfasst fünf Variationen, in denen zuerst der Fluss in Sechszehnteln von leicht säuselnd bis kraftvoll brillant gesteigert wird (Nr. 1 bis 3), wonach eine allmähliche Beruhigung eintritt (Nr. 4 und Nr. 5) - eine "Abbremsung" auf Triolen und schließlich Duolen bei einem immer weiter sinkenden dynamischen Niveau. Die sechste Variation ist voller inniger Traurigkeit und Nachdenklich (d-Moll) und steht im sofort spürbaren Kontrast zum überwiegend schwungvollen Charakter der vorherigen Gruppe der Variationen. Die mäßige Bewegung in Vierteln trägt zur gewissen Resignation dieser Musik - eine Art Selbstvertiefung. Eine Wiederaufnahme des ursprünglichen Modus und somit eine Abkehr von der traurigen Melancholie erfolgen in der siebten Variation, wieder mit fließender Sechszehntel-Bewegung und mit einer dynamischen Entwicklung aus dem murmelnden Piano zum strahlenden Forte. Die achte Variation erscheint als eine rezitierte, sogar etwas pathetische Aussage, frei entfaltet wie eine Improvisation, und bremst den bisherigen Drang wesentlich ab, wonach die finale Variation in einer anderen Taktart (2/4 anstatt von 3/4) sehr kontrastreich - vor Energie sprühend - einsetzt. Nach ihrer anfangs unbändigen Lebhaftigkeit taucht ganz am Ende eine Reminiszenz - das Thema des ganzen Zyklus - auf, das den Kreis der Entwicklung endgültig schließt.
Roman Salyutov wurde 1984 in Leningrad geboren, studierte Klavier und Dirigieren in Sankt-Petersburg und Köln und promovierte sich als Musikwissenschaftler zum Dr. phil. in Paderborn mit einer Untersuchung zur Semantik der Musiksprache von César Franck. Seine Auftritte als Konzertpianist führen ihn neben vielen Engagements in Deutschland und Europa auch beispielsweise in die USA, nach Japan, Australien, Neuseeland und Israel. Meisterkurse und musikwissenschaftliche Vorträge an in- und ausländischen Universitäten und im Rahmen von Festivals sind ebenso Teil seiner künstlerischen Arbeit.
Sein Repertoire reicht vom Barock bis zur Musik des 21. Jahrhunderts hinaus und schließt über 400 Werke ein. Der Musiker lebt in Bergisch Gladbach bei Köln. Er ist Chefdirigent des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach, Initiator mehrerer städtischer Festivals, Opernproduktionen, nationaler wie auch internationaler Projekte. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Vereins "Musik- und Festival GL e. V.", der sich als lokaler Veranstalter versteht, sowie Initiator und Vorsitzender der "Internationalen Erich Wolfgang Korngold Gesellschaft e. V.", die sich der Verbreitung der Musik vergessener, verbannter und ermordeter Komponisten widmet und überregional bzw. international agiert.
Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement im Bereich Kultur wurde Roman Salyutov 2018 mit der Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach ausgezeichnet
Bergisch Gladbach, Schloss Bensberg 21.04.2025
Bergisch Gladbach, Villa Zanders, 14.04.2025
Bergisch Gladbach, Heilig Geist Kirche, 23.02.2025
Bonn, KulturBad Rüngsdorf, 22.02.2025
Bergisch Gladbach, Rathaus Bensberg, 14.12.2024
Bergisch Gladbach, ev. Kirche Zum Heilsbrunnen, 15.09.2024
Aachen, Musiksalon, 10.07.2024
Innsbruck, Galerie artdepot, 11.06.2024